In Ruhe über die Zukunft nachdenken, Nachbarn besuchen, gemeinsam Traditionen zelebrieren: Traditionelle Weihnachtsbräuche aus den Alpen.
Wenn die Ernte sicher eingefahren und die gröbste Arbeit erledigt war, zog auch auf den emsigsten Bauernhöfen Besinnlichkeit und Ruhe in die Stuben ein. Die Menschen rückten ein Stückchen näher zusammen, nahmen sich Zeit für Gespräche und pflegten gemeinsam das Brauchtum. Fast jeden Tag gab es nach überlieferter Tradition etwas zu tun.
Vor allem die Leute am Land legten großen Wert auf bäuerliche Bräuche, weil sie ein bisschen ablenkten von der Müh und Plage des Jahres“, erklärt Wolfgang Lattacher, Landesobmann des Kärntner Brauchtumsverbandes.
Viele der bäuerlichen Bräuche sind in Vergessenheit geraten, doch ein paar Rituale werden nach wie vor von der Bevölkerung gepflegt. Dazu zählen unter anderem Orakelbräuche, die bis ins neunte Jahrhundert zurückgehen und besonders bei den Mädchen beliebt waren. Sie hatten am Land ein hartes Leben mit wenig Freiheiten. Aber die Bräuche zu Weihnachten sorgten für Aufregung und Gelächter.
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Orakelbräuche im Advent: vom Necken und lieben
Auch das Fensterln oder Gassen gehen gehörte dazu. Dabei zogen die Buben von Fenster zu Fenster und hielten Ausschau, wo sich denn ein liebes Mädchen verstecken könnt. Meistens waren die Burschen zu dritt und haben vor dem Fenster provozierende Sprüche von sich gelassen wie „Ich habe gehört, du bist so schiarch.“ So etwas ließ ein Mädchen nicht auf sich sitzen. Sie ging zum Fenster und zeigte ihre Schönheit. Wenn ihr einer der Werber gefiel, zogen die anderen weiter und ließen die Turteltäubchen allein. In der Weihnachtszeit wollten die Mädchen dann wissen, ob im nächsten Jahr vielleicht einer der Werber sie als Braut aus dem Elternhaus holen würde. Um einen Blick in die Zukunft zu erhaschen nutzten sie die magischen Lösslnächte, um das Bettschamerl zu treten, Zockel zu werfen oder Zaunstecken zu zählen.
Für Glück und gute Ernte – traditionelle Weihnachtsbräuche in den Alpen
Die meisten Rituale wurden mit etwas Nützlichen verbunden. Vor dem Heiligen Abend wurde in den Bauernhäusern jeder Winkel gefegt und das Viehfutter für die Feiertage vorbereitet. Denn auch das Vieh bekam etwas Besonderes – Wacholder für den Schutz vor der wilden Jagd, Weihrauch, Kräuter und geweihtes Brot.
All diese Bräuche hatten einen starken Bezug zur Natur. So wurden der Natur Gaben für eine gute Ernte geopfert, spezielle Brote gebacken, die das Unheil fern hielten, der Gemeinschaftssinn mit Kirchgängen, Singen oder Umzügen gestärkt und die bösen Wintergeister aus dem Tal gejagt.
Brauchtum aus Kärnten – ein paar Beispiele
In Globasnitz wird zum Schutz eine Marienstatue in jedes Haus getragen, im Rosental gehen die Kinder schappen und im Gegendtal sind die Klöckler unterwegs. Lärmend ziehen sie durchs Dorf und überbringen mit ihren Sprüchen Glück und Segen. Doch sie müssen sich bei jedem Haus erst ihren Einlass erst „ersingen“.
Solche Bräuche schenkten den Menschen in schwierigen Jahren Halt, die Geselligkeit vertrieb traurige Gedanken und machte Platz für Demut sowie Dankbarkeit zum Jahresende.
Buchtipp rund um Bräuche im Advent in Kärnten
Mehr über Bräuche im Advent und alte Traditionen verrate ich in meinem Buch „Weihnachtliches aus Kärnten“. Darin geht es um die Winter- und Weihnachtsbräuche in den Alpen, erschienen im Wartberg Verlag, ISBN 978-3-8313-2729-4, 12,90 Euro.
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