Kalt, finster und brausend. So stellen sich die meisten einen Ostseeurlaub nicht vor. Warum es sich trotzdem lohnt, im Winter in die Metropolregion Hamburg zu fahren.
Musik braucht Raum, um sich zu entfalten und tief unter die Haut zu gehen. Das hat sie im wohl außergewöhnlichsten Konzertsaal Europas, in der Elbphilharmonie in Hamburg. Wenn dann auch noch eine Dirigentin wie Erina Yashima den Ton angibt, ist es eine stimmungsvolle Ouvertüre für ein entspanntes Wochenende mit Seeluft.
Inhalt
Kulturwochenende in Hamburg mit Elbphilharmonie
Die Elbphilharmonie, liebevoll Elphi genannt, habe die Kultur in der Stadt verändert und die lange vergessene Musikgeschichte hervor geholt, erzählt Hamburg-Guide Thomas Kaiser. Früher war die Hafenstadt eine Hochburg der Orgeln. Bach, Brahms, Mahler, Händel. Alle waren sie hier.
Heute hat jedes große Orchester sein eigenes Haus, so spielt das NDR Elbphilharmonie Orchester nicht nur im Elphi, sondern übt und konzertiert in einer ehemaligen Synagoge im Bauhausstil. Wer zwischen Alster und Elbe auf der 1,5 Kilometer langen Kunstmeile flaniert, kommt an Kunsthalle, Galerien und Museen vorbei. Immer wieder gibt es Neues zu entdecken: Passagen, Brücken, Schleichwege durch die Speicherstadt. Oder das alte Gängeviertel der Neustadt zwischen Kaiser-Wilhelm-Straße und Groß-Neumarkt. „Das ist Hamburg wie es früher war“, sagt Kaiser. Enge Gassen, versteckte Höfe und malerische Winkel. Auch wenn nicht mehr viel davon erhalten ist, verschafft es doch einen kurzen Moment der Zeitreise. Und dann erwacht der Wunsch nach einem Kontrastprogramm.
Eutin entdecken: Ausflug von Hamburg
Von Hamburg aus braucht es mit dem Auto nur etwas mehr als eine Stunde bis ins Städtchen Eutin. Das „Weimar des Nordens“ war schon zu Goethes Lebzeit bei den Künstlern als Erholungsgebiet beliebt. Direkt in der Stadt wurde der Komponist Carl-Maria von Weber geboren, Hofmaler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein und Dichter Friedrich Leopold Graf zu Stolberg ließen sich ebenfalls von der Natur inspirieren. Die Gegend wird aufgrund seiner Hügel bis zu 168 Meter Seehöhe „Holsteinische Schweiz“ genannt und hat viel zu bieten. So lässt es sich zu jeder Jahreszeit 8,6 Kilometer rund um den Eutiner See wandern oder in traditionellen Gaststätten im Zentrum einkehren.
Die 500jährige Bräutigamseiche mit einem Durchmesser von fünf Metern ist ein stattliches Naturdenkmal und weltweit der einzige Baum mit eigener Postadresse. Wer mag kann einen Brief an die Eiche schreiben. Jeder kann vor Ort die Briefe lesen, mitnehmen oder zurückschreiben. Angeblich fanden über diese Baumkorrespondenz bereits etliche Verliebte zueinander und ließen sogar unter dem Blätterdach trauen. Vom romantischen Baum sind es rund dreieinhalb Kilometer bis zum Schloss Eutin. Das vierflügelige Gebäude geht auf die Fürstbischöfe um 1160 zurück. Schließlich war Eutin bis 1803 die Residenzstadt des Fürstbistums Lübeck. Die prunkvollen Räume sind heute ein Museum voller Kunst und Geschichte. Geheime Türen. Esskultur. Fürstenloge. Landhausküche mit Delfter Fliesen – jede Fliese zeigt ein anderes Bild. Im englischen Schlossgarten aus dem 18. Jahrhundert finden im Sommer auf einer Seebühne die „Eutiner Festspiele“ statt.
Winterstrand-Feeling in Grömitz
Von hier ist es nicht mal eine halbe Stunde mit dem Auto bis zum Seebad Grömitz, wo 1904 die ersten Badekarren zum Einsatz kamen. Damals gab es in den Badeanstalten noch strenge Vorschriften. Heute ist es im Sommer eines der beliebtesten Seebäder Deutschlands. Von März bis Oktober werden entlang des acht Kilometer langen Sandstrandes mehr als 3.000 Strandkörbe aufgestellt. Im Winter sind Strand, Seebrücke und Promenade hingegen leer gefegt. Wenig Grad, wenig Leute, lautet dazu passend eine der humorvollen Küstenweisheiten. Dann übernimmt an der Ostsee die Natur die Dirigentschaft beim Fackelwandern.
Windpfeifen. Wellenrauschen. Feuerknistern. Was für ein klingendes Finale mit Tiefe und Weite.
Tipps für den Urlaub in der Metropolregion Hamburg
Anreise: mit dem Zug oder Flugzeug nach Hamburg und von dort mit dem Auto weiter an die Ostsee, weiter kommen mit den Öffis nur schlecht oder gar nicht möglich.
Erlebnis:
Kunstmeile Hamburg: https://kunstmeile-hamburg.de
Elbphilharmonie: https://www.elbphilharmonie.de
Fackelwanderung am Strand: https://www.groemitz.de/winterzauber
Schloss Eutin: https://www.schloss-eutin.de/
Essen:
Frischer Fisch: https://www.falkenthal-seafood.de/
Fischbrötchenstraße: https://www.ostsee-schleswig-holstein.de/fischbroetchenstrasse
Hotels
Sir Nikolai ist stylisches Hotel in der Speicherstadt, nur wenige Minute zu Fuß bis zur Elphi, mit Franzenbrötchen zum Frühstück: https://www.sirhotels.com/en/nikolai/
Aja Resort mit direktem Zugang zur Grömitzer Welle, einem Hallenbad mit Sauna, direkt an der Promenade, der Roboter bringt Snacks aufs Zimmer: https://www.aja.de/standorte/groemitz.html
Allgemeine Infos: https://metropolregion.hamburg.de/
Die Reise wurde ermöglicht durch die Metropolregion Hamburg. Der Artikel erschien zuerst in der Kleinen Zeitung. Text und Fotos: Anita Arneitz
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