„Raumschiff“ am Berg

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Fast das gesamte alte Ludwig-Walter-Haus am Dobratsch wurde in das neue Gebäude integriert. Doch das ist noch lange nicht alles, was sich Architekt Günter Weratschnig einfallen ließ: Das neue Gipfelhaus schmiegt sich harmonisch in den Naturpark ein und macht als Schutzhütte in Passivhausstandard Furore.

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Vor über einem Jahr wurde das neue Gipfelhaus am Dobratsch eröffnet. Seit dem besuchten rund 50.000 Menschen die Schutzhütte im Naturpark. „Mittlerweile bekommen wir auch von den einstigen Gegnern positive Rückmeldungen. Je öfter sie oben sind, desto besser gefällt es ihnen“, verrät Architekt Günter Weratschnig, Transform Architects Villach. Statt einer traditionellen Almhütte erwartet die Besucher heute ein moderner Bau mit viel Glas. Der erste Eindruck täuscht aber: Es wurden viele natürliche Materialien verwendet, vor allem Holz. „Mir war wichtig, das Holz spürbar zu machen. Das fängt außen bei der Nord- und Ostfassade mit Lärchenholzschindeln an und geht weiter in der Gaststube, wo die Wände mit Zirbenholz verkleidet und die Böden aus Lärchenholz sind“, erklärt Weratschnig. Nachhaltigkeit war beim Bau das Gebot der Stunde. So wurden nicht nur natürliche Materialien eingesetzt, sondern auch Recycling par exellence betrieben.

 

Das Neue ruht auf dem Alten

Fast das gesamte alte Haus ist in das Neue integriert. „Es sollte so viel wie möglich am Berg bleiben“, sagt Weratschnig. Das Steinmaterial des alten Hauses wurde unter dem Neuen ausgebreitet. Die alte Dacheindeckung und die Alufassade wurden wiederverwendet. Das Holz wird noch lange für Wärme sorgen, denn im Untergeschoss wurde ein Holzvergaserkessel installiert, in dem der alte Dachstuhl thermisch entsorgt wird. Allein mit dem abgetragenen Holz kann rund zwölf Jahre lang geheizt werden. Zusätzlich wurde die gesamte Südfassade als Solarfassade ausgeführt. Große Fensterflächen maximieren die solaren Gewinne und die gedämmte Gebäudehülle im Passivhausstandard minimiert die Transmissionsverluste. Weiters wurden eine biologische Klär- und eine eigene Trinkwasser-Aufbereitungsanlage installiert. In einem Speicher werden 100.000 Liter Wasser gesammelt, Regenwasser wird aufgefangen und als Trinkwasser aufbereitet. Um Wasser zu sparen, gibt es Vakuum-WC-Anlagen, die aus Flugzeugen bekannt sind. Sie brauchen nur ein Liter Wasser pro Spülgang, herkömmliche Toiletten benötigen fünf Liter Wasser pro Spülung. Die gesamte Technik hat im Keller aus Stahlbeton Platz gefunden.

 

Panoramablick inklusive

Wer auf den Berg geht, möchte die prächtige Aussicht genießen. Daher hat Weratschnig von Süd über Ost bis Nord ein umlaufendes Fensterband im Gastrobereich geplant. „Die Besucher sollen das Gefühl haben, draußen zu sein, inmitten der Natur“, sagt Weratschnig. Es gibt auch Übernachtungsmöglichkeiten im Obergeschoss: Doppelzimmer und ein modernes Matratzenlager. Außerdem gibt es eine Garconniere für die Pächter und einen Seminarraum.

 

Zusammenarbeit am Berg

18 Firmen waren am Bau beteiligt und liefen in fünf Monaten Bauzeit zur Höchstform auf. 180 Fertigteile aus Holz wurden auf den Berg transportiert, das längste Teil war 12,5 Meter lang. Möglich wurde der Transport nur durch die neue Straße. „Die exponierte Lage in der Kernzone des Wasserschongebietes war eine Herausforderung“, berichtet Weratschnig. Dazu kamen fünf Meter Schnee Mitte Oktober und gefährlich dichter Nebel. Weratschnig: „Trotzdem haben alle gerne an dem Projekt gearbeitet und sich gegenseitig geholfen.“ So wie es am Berg eben sein soll.

 

Foto:  Transform Architects Villach

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