Seit 1854 stellt Familie Vicens in Pollenca traditionelle Zungentücher (lenguas mallorquinas) per Hand her. Ein Besuch in der kleinen, aber feinen Weberei.
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Mallorquinische Zungentücher – ein fast vergessenes Handwerk
Sie sehen aus wie kleine Flammen, die über den Stoff tanzen. Andere erinnert das Muster an die Wellen des Mittelmeeres, die mal sanft auf den Strand schwappen oder mal wild über den Ufermauer peitschen. Die Dritten erkennen in ihnen die kraftvollen Sonnenstrahlen, die im Sommer die Hitze über die Felder treiben. Wie auch immer, die mallorquinischen Zungentücher regen die Fantasie an, aber darüber hinaus sind sie auch unheimlich chic.
Vor allem als grobe Dekorstoffe bringen sie so richtig mediterranes Lebensgefühl ins Wohnzimmer oder auf die Terrasse. In den Koffer passen natürlich leichter die kleineren Accessoires und Souvenirs.
Ein unbedingtes Must-have im Zungentuch-Design sind jedenfalls die Espadrilles. Genauso wie die Zungentücher werden diese in der Weberei der Familie Vicens in Pollenca noch traditionell per Hand gemacht. Alle, die solche Schuhe und schöne Stoffe lieben, sollten für den Besuch der Weberei ein wenig Zeit einplanen. Denn im angeschlossenen Shop können Fashionistas herrlich shoppen!
Das Färben der Zungentücher
Einst kamen die Zungentücher wahrscheinlich aus dem fernen Osten nach Mallorca. Hier werden sie seit dem Mittelalter produziert. Allerdings gibt es heute kaum mehr jemand, der diese alte Technik beherrscht. Familie Vicens widmet sich in Pollenca bereits seit 1854 der Herstellung von Stoffen. Inzwischen arbeitet die 45jährige Catarina bereits in der vierten Generation im Familienbetrieb mit. Seit Jahrhunderten werden die Stoffe von ihrer Familie und den Mitarbeitern ganz traditionell per Hand hergestellt.
Die Baumwollgarne werden zu Strängen verwickelt, damit diese gefärbt werden können. Danach wird der Baumwollfaden wieder auf Rollen gewickelt und verwebt. Klingt einfach, ist es aber nicht. Für Außenstehende sind die Stränge bloß ein großes Wirrwarr an Fäden. Nur die Familie erkennt darin ein System. Speziell für die Zungentücher oder Stoffe mit der speziellen Ikat-Musterung müssen an die 200 Meter Kettfäden eingefärbt werden. Wobei die Fadenanzahl vom gewünschten Muster sowie dessen Intensivität abhängt.
Je nachdem, ob es sich um ein Lenguas- oder Ikat-Design handelt, werden verschiedene Verarbeitungsschritte durchgeführt, bevor das Garn in die Farbe getaucht wird“, erklärt Catarina.
Nach dem Färben wird das Garn mit Wasser und Seife gewaschen, um Verschmutzungen zu entfernen. Dann wird das nasse Garn aufgehängt, damit es auf natürliche Weise trocknen kann.
Einblick in die Weberei
Jeder Stoff besteht aus Ketten- und Schussfäden. Die Kettfäden sind die vertikalen Webfäden. Mit diesen erzeugt die Familie die Musterung. Durch diese spezielle Technik gibt es keine Vorder- oder Rückseite wie bei anderen Stoffen. Die Stoffe sehen auf beiden Seiten gleich aus. Sind alle Fäden gefärbt und getrocknet, werden exakt 2052 Fäden auf den alten Webstuhl gespannt. Für die einfarbigen und gestreiften Stoffe wird das Spulengatter verwendet, während hingegen für die Zungentücher und Ikat-Muster fünf verschiedene Techniken zum Einsatz kommen. Die Kettfäden bestehen dabei aus Baumwolle, die Schussfäden aus Leinen. Das gibt dem Stoff eine besondere Dichte und etwas gröbere Struktur. Beim Weben werden die Fäden nicht aus den Augen gelassen. Schließlich soll kein Fehler oder Knoten entstehen. Das Endergebnis kann sich sehen lassen. Darauf ist Catarina stolz: „Unsere Stoffe sind einzigartig auf Mallorca.“
Ausflugs- und Einkauftstipp für den Mallorca Urlaub
Familie Vicens freut sich über Besucher in der Weberei und zeigt bei Führungen gerne die alte Handwerkskunst. An die Weberei ist auch ein großer Showroom mit Shop angeschlossen, in dem es die Stoffe als Meterware oder verarbeitet zu Mode und Deko gekauft werden können. Teixits Vicens, Rotonda de Can Berenguer, Pollença, Mallorca, Tel.: +34 971 530 450.
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Fotos: Anita Arneitz. Die Reise wurde unterstützt von www.gebeco.de und www.tuicruises.com/MeinSchiff.
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