Seit 131 Jahren werden in der Finkensteiner Nudelfabrik Teigwaren in verschiedensten Variationen gefertigt und dabei immer auf die regionale Wertschöpfung geachtet.
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Nudelfabrik inside
Kathi, komm! Die Maschine geht nicht“, hallt es durch die große Lagerhalle und schon macht sich Katharina Gregori-Salbrechter mit dem Schraubenschlüssel in der Hand auf den Weg durch ihre „Finkensteiner Nudelfabrik“.
Die junge Mutter – Sohn Phillip ist ein Jahr – hat vor Kurzem den Kärntner Familienbetrieb in der fünften Generation übernommen und arbeitet sich gerade in die Rolle der neuen Chefin ein. Lange Diskussionen gibt es bei ihr nicht, sie tut einfach, was zu tun ist. „Nur das Delegieren muss ich noch lernen“, gesteht Gregori-Salbrechter. Für sie war es schon immer klar, dass sie den Betrieb eines Tages übernehmen wird. „Als Kind war es für mich das Highlight, wenn ich dem Papa bei den Maschinen helfen oder die Presse putzen durfte“, erzählt Gregori-Salbrechter. Aber auch der Spaß kam nicht zu kurz: „Ich durfte in die Nudelfässer hinein kriechen und wurde dann gerollt.“
Von Generation zu Generation
Seniorchefin und ihre Mutter Sigrid Gregori verrät: „Kathi lebt für den Betrieb und hat das technische Talent von ihrem Vater. Von mir hat sie nur ihre blauen Augen.“ Obwohl sie sich aus der Betriebsführung zurückgezogen hat, hat sie nach wie vor ein schützendes Auge auf ihre Tochter. Loslassen fällt eben nicht immer leicht und Meinungsverschiedenheiten zwischen den Generationen gehören dazu.
Sigrid Gregori war seit 34 Jahren im Betrieb: „Obwohl wir ein Jahr vorher mit den Vorbereitungen begonnen hatten und auch bei Steuerberater, Notar und Rechtsanwalt waren, gab es einige Turbulenzen. Ich kann trotzdem jedem empfehlen, früh genug an die Jungen zu übergeben. Wer lange wartet, versäumt heutzutage einfach zu viel.“ Das hat sie selbst erlebt. Nur zu gerne hätte sie in ihrem Unternehmerleben mehr umgesetzt, „aber ich wurde von der Familie immer ein wenig gebremst.“ Bei ihrer Tochter soll es jetzt anders sein. Die Juniorchefin geht gelassen an ihre neue Aufgabe: „Wir haben großes Glück eine gute Firma weiterführen und die Arbeitsplätze erhalten zu können.“
Erste Teigwarenfabrik in Österreich
Den Grundstein für das Unternehmen legte Giuseppe Gregori: Er wurde am Gardasee als sechzehntes Kind einer Fischerfamilie geboren und begann schon früh sein eigenes Geld zu verdienen – zuerst mit Schafe hüten, dann mit dem Verkauf von Käse und Wein. 1882 gründete der Visionär, der sich stets wie ein Sir verhielt, die erste Teigwarenfabrik in Bozen. Damals noch auf österreichischem Gebiet. Bald wurde der Platz zu klein, er suchte nach einer neuen Betriebsstätte. Beim Bahnbau im Rosental und Pöckstein übernahm er das Catering und entdeckte ein altes Hammerwerk mit eigener Wasserkraftanlage in Müllnern. „Der Standort war für ihn sehr günstig gelegen, da ganz in der Nähe der Bahnhof Finkenstein war, und die Teigwaren einfach per Eisenbahn in den gesamten österreichischen Balkan geliefert werden konnten“, erzählt Gregori-Salbrechter.
1905 kaufe Giuseppes Sohn Rudolf das Gut, renovierte es und seit 1907 werden hier Nudeln produziert. Vieles im Betriebsgebäude erinnert an die Zeit: alte Maschinen, zahlreiche Werbetafeln oder das große eingerahmte Diplom von Erzherzog Franz Joseph. Bereits damals hatte die Familie gute Ideen, was die Vermarktung anbelangte: 1940 hatten die Nudelverpackungen aus Karton eine Baukastenfunktion und waren ein begehrtes Sammelobjekt. Kinder bauten damit Städte und Burgen nach. Zehn Jahre später sorgte ein Werbeplakat für Aufsehen – das Röckchen des blonden Mädchens war für damalige Verhältnisse viel zu kurz und löste einen kleinen Skandal aus.
Moderner Traditionsbetrieb
Heute sind im Betrieb acht Mitarbeiter beschäftigt – davon sind fünf weiblich. Es gab aber schon Zeiten, wo die alte Stechuhr stärker strapaziert wurde: 1944 produzierten 67 Beschäftigte 400 Tonnen Nudeln pro Monat. „Das ist jene Menge, die wir jetzt pro Jahr produzieren“, sagt Gregori-Salbrechter. Die Fabrik ist seit jeher energieautark: Der Strom kommt aus dem eigenen Wasserkraftwerk im Erdgeschoss. Viele Arbeiten werden heute von Maschinen übernommen – und dennoch wird in der Nudelfabrik nach wie vor viel per Hand gefertigt wie die Tagliatelle und Spaghetti. Zwei Mitarbeiterinnen schaffen innerhalb von vier Stunden 800 bis 900 Kilo der zwei Meter langen Teigwaren. Insgesamt 6000 Eier werden pro Tag verbraucht. Geliefert werden diese von Kärntner Bauern und auch die anderen Rohstoffe kommen aus Österreich.
Die Liebe zum Detail und zum Produkt ist das um und auf. Deswegen schauen wir ganz genau darauf, woher unsere Rohstoffe kommen“, sagt Gregori-Salbrechter.
Sie will, dass die Wertschöpfung im Land bleibt und die Gegend durch den Betrieb belebt wird. Weggeschmissen wird grundsätzlich nichts. Alles wird verwertet, sogar die Reste – diese holen sich die Bauern der Umgebung.
Erfolgsrezepte
In Zukunft wird sie mit Nischenprodukten den Kundenstock weiter ausbauen. Die Nachfrage nach regionalen Lieferanten steigt wieder, Bioteigwaren und Urgetreide wie Kamut oder Kronos sind im Kommen. „Wir haben noch Ressourcen, die wir nützen möchten.“ Zu den Plänen seiner Frau sagt Peter Salbrechter: „Ich finde es super, dass sie die große Tradition des Betriebes fortführt. Natürlich wird es nicht einfach, doch die Vorteile des Unternehmertums überwiegen. Letztendlich weiß man, wofür man arbeitet.“
Etwas möchte Seniorchefin Sigrid Gregori den beiden aber unbedingt mit auf dem Weg geben: „Der Zusammenhalt ist die Stärke eines Familienbetriebes, doch eine funktionierende Kommunikation innerhalb der Familie ist oft schwierig. Privates und Berufliches sollte stärker getrennt werden.“ Es sei wichtig miteinander zu reden, aber nicht ständig nur über den Betrieb. Außerdem sollten Frauen mehr auf sich selbst achten und sich Zeit nehmen für die gesundheitliche Prävention.
Von der Produktion frisch auf den Teller
Die Tochter beschäftigt sich intensiv mit gesunder Ernährung. „Als kleine Fabrik können wir flexibel und schneller auf Veränderungen am Markt reagieren, daher achten wir verstärkt auf die Zunahme der Lebensmittelunverträglichkeiten.“ Braunhirsenudel, Spezialnudeln mit Chili oder Schokolade, aus Dinkel oder Vollkorn, mit oder ohne Ei, dünn, dick, lang, kurz – oder auf Wunsch in Form des eigenen Firmenlogos – die Auswahl an Nudeln ist groß. „Unsere Produkte gibt es in ganz Österreich bei gut sortierten Lebensmittelketten oder in unserem Onlineshop“, wirbt Gregori-Salbrechter. Seit 2006 hat ihre Tante Ulrike Fleissner im Erdgeschoss der Nudelfabrik das Restaurant „Marktcafé“ mit Nudelshop eröffnet. Ein echter Geheimtipp für Pasta-Fans!
Fotos: Anita Arneitz
Der Beitrag ist erstmals in der „Kärntner Wirtschaft“ erschienen.
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