Auf dem Weg zur Adria rauschen viele an Cividale del Friuli vorbei. Dabei strotzt das kleine Städtchen als einstiges erstes Herzogtum der Langobarden in Italien nur so von Kunstschätzen und Köstlichkeiten. Mit Video.
Inhalt
Schöne Stunden in Cividale del Friuli
9.00 Uhr: Dom Santa Maria Assunta und Museo Cristiano e tesoro del Duomo
Die Zeitreise in die Welt der Kelten, Römer und Langobarden beginnt beim Dom Santa Maria Assunta. Die helle Fassade der Basilika strahlt in der Morgensonne. Nach einem Rundgang im Inneren der Kirche lohnt sich ein Besuch nebenan im Museo Cristiano e tesoro del Duomo. Das christliche Museum des Doms (geöffnet ab 10 Uhr) wurde komplett neu gestaltet und zeigt Meisterwerke der langobardischen Bildhauerei. Besonders faszinierend sind die mystischen Muster und Symbole, gut zusehen zum Beispiel auf dem historischen Altar. Und wer Glück hat, bekommt sogar von der Museumsdirektorin persönlich eine Führung durch die Räume.
10.30 Uhr: Ponte del diavolo
Weiter geht’s zum Fluss Natisone. Dabei kommen Besucher beim kleinen, aber feinen Delikatessenladen „Al Ponte – La Botteguccia dei Sapori“ (C.so Paolino D’Aquileia 14) vorbei. Hier findet man viele kulinarische Mitbringsel aus der Region. Salami, Käse oder Gubane – die italienische Version des Kärntner Reindlings, einem Hefekuchen mit Nuss – kann man probieren.
Von dem Feinkostladen sind es nur noch ein paar Schritte bis zur Teufelsbrücke, dem Wahrzeichen von Cividale del Friuli. Die Brücke stammt aus dem 16. Jahrhundert. Sie ist in zwei Brückenbogen geteilt und stützt sich auf einen natürlichen Felsen im Flussbett des Natisone. Der Legende nach habe der Teufel als Gegenleistung für Vergünstigungen beim Bau der Brücke, die Seele des Ersten gefordert, der die Brücke überquert. Die Bewohner von Cividale del Friuli tricksten den Teufel aber aus und schickten als Ersten einen Hund über die Brücke. Damit wurden die Menschen verschont.
Heute braucht sich niemand mehr beim Queren der Brücke zu fürchten. Im Gegenteil. Von der Brücke aus haben Besucher den schönsten Blick auf die Altstadt und den Fluss Natisone. Zudem bietet sich ein Besuch der Kirche San Martino und der Kirche Santa Maria die Battuti an.
12 Uhr: Caffé Lonoobardo
Nach so viel Kultur und Geschichte ist es an der Zeit für eine Kaffeepause. Dazu einfach über die Teufelsbrücke zurück in die Altstadt schlendern, vorbei an Rathaus und Dom, auf den Paolo-Diacono-Platz. Hier befindet sich das alteingesessene Caffé Longobardo. Wer danach ein wenig bummeln und einkaufen gehen möchte, braucht nur in die kleinen Gassen rund ums Caffé einbiegen.
14 Uhr: Kloster San Maria in Vall und langobardischer Tempel
Das kulturelle Highlight am Nachmittag ist das Kloster San Maria in Valle mit seinem langobardischen Tempel. Für den Besuch sollte man sich etwas Zeit nehmen, um die Atmosphäre des Ortes auf sich wirken lassen. Cividale war einst die Hauptstadt des ersten langobardischen Herzogtums in Italien, von wo aus die Besitztümer des Königs verwaltet wurden. Der Tempel ist erhalten geblieben und gilt als geschichtlich-künstlerisches Unikum mit vielen Geheimnissen. Auch wenn Marmor, Mosaike und Stuck nicht mehr glänzen, die Schönheit der Aula ist nach wie vor beeindruckend.
Das Kloster rund um den Tempel besteht seit dem Jahr 830. 2001 wurde es von der Gemeinde gekauft und renoviert. Vom Klostergarten unbedingt die Aussicht auf den Fluss, seine Sandbänke am Ufer und das wilde Rauschen des Wassers genießen!
16 Uhr: Keltisches Hypogäum – gruselige Grabkammer
Zum Abschluss des Nachmittages noch etwas Kurioses? Über eine Treppe gelangt man in das keltische Hypogäum. Im unterirdischen Raum sind an den Wänden geheimnisvolle Maskaronen, also Fratzengesichter, in den Fels gehauen. Ihre Bedeutung ist bis heute ungeklärt. Es könnte eine keltische Grabkammer sein, ein römischer Kerker oder etwas völlig anderes. Gänsehaut garantiert.
17 Uhr: Castello Canussio in Cividale del Friuli
Ein weiterer Kulturschatz ist das Castello Canussio. Lang lebte Familie Canussio hier. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde es von österreichischen Adeligen bewohnt, später war es Sitz der Carabinieri und der Stadtverwaltung. Vor rund eineinhalb Jahrzehnten kaufte Familie Canussio das verfallene Gebäude zurück und fand bei der Renovierung Ausgrabungen aus der langobardischen Zeit. Für Veranstaltungen, Feste oder Stadttouren mit Giovanna Tosetto wird das Castello geöffnet.
19 Uhr: Al Monastero mit friulanischen Fogolar
Der Abend klingt in einem traditionellen Restaurant mitten im Stadtzentrum aus: Im Al Monastero von Familie Pavan in der Via Ristori 9. Das Gasthaus blickt auf eine lange Geschichte zurück. So soll es bereits 1856 im Stadtteil San Tomaso ein Wirtshaus mit dem Namen Alla Speranza (zur Hoffnung) gegeben haben. Auch wenn der Name und die Familien im Laufe der Zeit wechselten, gekocht wurde immer. Und deshalb gibt es mitten im Gastraum einen friulanischen Fogolar. Das ist eine offene Feuerstelle, die an kalten Tagen auch angezündet wird.
An lauen Sommertagen kann man draußen im Hof bei Kerzenschein die typischen Köstlichkeiten der Region genießen. Dazu gehört zum Beispiel ein Strudel mit Käse und Schinken, ein deftiges Gulasch oder das Käse-Omlette Frico. Als Nachspeise wird Gubana-Kuchen und Strucci, kleines Gebäck, serviert. Das Verdauungsschnäpschen ist quasi Pflicht und kommt aus dem Haus Nonino. Die Familie ist weit über die italienischen Grenzen hinaus bekannt für ihren Grappa. Wer danach nicht mehr weit fahren möchte, bleibt bei Familie Pavan und schläft in einer ihrer Ferienwohnungen.
22 Uhr: Enoteca Tipp
Nachtschwärmer rücken noch einmal aus, um ein Gläschen Wein zu trinken, zum Beispiel der Enoteco De Feo, gleich ums Eck.
Tipps für den Aufenthalt in Cividale del Friuli
Anreisen: Von Deutschland aus gibt es Flüge zum Regionalflughafen Triest, von dort werden Shuttles ins 43 Kilometer entfernte Cividale angeboten. Alternativ mit dem Auto oder Zug nach Udine, von dort rund 25 Minuten Fahrzeit nach Cividale.
Übernachten: z. B. im romantischen Landhotel Castello di Buttrio etwas außerhalb der Stadt (http://www.castellodibuttrio.it/) oder direkt in Cividale in einem Schloss „Locanda al Castello“ aus dem 19. Jahrhundert (www.alcastello.net) oder in der Ferienwohnung von Familie Pavan (www.almonastero.com).
Einkaufen in Cividale del Friuli:
Wein aus der Region Colli Orientali: La Buse Dal Lof (www.labusedallof.com) und Perusini (www.perusini.com)
Prosciutto: Dok Dall’Ava – Schinkenspezialisten aus San Daniele. (www.dokdallava.com)
Bäckerei: Bei Panificio Del Foro gibt es nicht nur frisches Gebäck fürs Frühstück, sondern auch süße Leckereien. (www.panificiodelforo.com)
Schokolade: Adelia Di Fant aus San Daniele packt den Geschmack der Region in Pralinen (www.adeliadifant.com)
Grappa: Familie Nonino sind seit Jahrzehnten Meisterinnen der Schnapsbrennerei (www.grappanonino.it)
Olivenöl: Handgemacht und ausgezeichnet von der Azienda Agricola Olio Ducale (www.olioducale.it)
Blumen und Deko: Liebevoll selbst gestaltet im Laden PetalidiPe am Paolo Diacono Platz.
Kurzweilige Stadttouren mit Giovanna Tosetto in verschiedenen Sprachen in Cividale del Friuli sind auf der Webseite http://tourguides.viator.com/tour-guide-giovanna-tosetto-49217.aspx buchbar.
Weitere Informationen zu Cividale del Friuli:
www.cividale.net
Update 2018:
Inzwischen bietet der Tourismusverband regelmäßig kostenlose Stadtführungen an. Auch im Winter hat das Städtchen viel zu bieten und die Sehenswürdigkeiten sind ebenfalls in einem Artikel zusammengefasst.
Alle Fotos von Anita Arneitz.
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