Die Dolomiten sind ein Abenteuerspielplatz für Wanderer. Allerdings lassen sie sich auch ganz anders erleben. Wie verrät Gastautorin Silvia Kostner vom Posta Zirm Hotel aus Corvara in Badia.
Ankommen in den Dolomiten
Als ich im Posta Zirm Hotel ankomme ist es bereits dunkel. Seit langem wollte ich die Dolomiten besuchen von deren Charisma Bergfreunde und Ästheten schwärmen. Doch heute Nacht scheinen die Berge wie Gespenster im Mondlicht. Die bleichen Berge sind Phantome, die das kleine Dorf Corvara schützend umarmen. Im Hotel empfängt mich der Nachthausmeister. Die Ärmel seines Hemdes sind hochgekrempelt und sein Arm ist mit einem Regimentsymbol vom Balkankrieg für immer verziert. Er kommt aus Serbien. Sein Deutsch ist gepflegt und altmodisch.
Das Hotel schläft bereits und sobald sich die Zimmertür hinter mir schließt, lass ich mich auf das flauschige Bett fallen. Nur die Wanderschuhe hole ich aus dem Koffer, damit sie während der Nacht atmen können. Das Zimmer ist neu. Die Handwerker haben wahrscheinlich erst vor wenigen Wochen den Feinschliff gegeben. Erdtöne treffen auf Edelholz und bereiten das perfekte Ambiente zum Loslassen und Regenerieren.
Bereit für die Wanderung in den Dolomiten
Um halb acht morgens scheint die Sonne ins Zimmer und küsst mich wach. Voller Tatendrang springe ich aus den Federn und ziehe meine Wanderklamotten an. Ich kann es kaum erwarten, einen italienischen Cappuccino zu genießen! Das Frühstück ist eine Augenweide: hausgemachter Zirbelhonig und Holunderhonig warten lediglich darauf auf eine Scheibe knusprigen Sonnenblumenbrot gestrichen zu werden. Obst, frische Eiergerichte, Gemüse und jede Menge vegane Alternativen machen die Wahl zur Qual. Ich kann mich allerdings nicht zu sehr verführen lassen, ich muss doch schließlich noch wandern!
Zurück im Zimmer packe ich meinen Rucksack. Doch eine wohlige Brise ruft mich auf den Balkon hinaus. Ich setze mich kurz hin und betrachte das Leben unter mir auf dem Dorfplatz. Bunte Wanderer warten ungeduldig auf den Bus und ich sitze. Der Sassongher, Symbol von Corvara, lacht mich heute an. Daneben türmen der Ciampac und die Cir Spitzen empor. Die Ausstrahlung dieser Berge zieht mich in ihren Bann: Zinnen, Spitzen, Felsnadeln stehen in starkem Kontrast zu horizontalen Plattformen und Felsvorsprüngen. Vor nur 240 Millionen Jahren waren die Dolomiten ein tropischer Archipel. Ja, es sah so aus wie heute in der Karibik.
Manchmal kommt es in Corvara anders …
Ich sitze am Balkon, der Tag ist warm und die Brise streichelt Haut und Gemüt. Zur Krönung des Moments bestelle ich noch einen Cappuccino, verwöhne mich mit Zimmerservice. Ich will nicht meinen „zen“-Moment unterbrechen. Während der Kaffee meine Sinne verstärkt, spielen die Wolken mit den Felsen. Die Berge, die aus dem Meer kommen, sind Gestalten aus einer anderen Welt. In ihnen sehe ich plötzlich gotische Kathedralen, ihre Farbe ändert sich mit den Wolken, das Licht spielt mit ihrer Hülle. Zerbrechlich und vergänglich sehen sie aus, ich streichle sie mit meinen Gedanken.
Meine Sinne sind betört. Die Stunden vergehen. Die Wanderschuhe liegen am Boden. Als ich von meiner Reverie aufwache, bin ich entspannt wie nach einer langen Bergtour.
Ich habe das Posta Zirm nie verlassen, doch mein Geist hat mehr als nur einen Gipfel erreicht. Meine Seele ist voller Eindrücke. Vollkommenheit und Freude erfüllen mich.
Fotos: Silvia Kostner/Posta Zirm
2 Comments
Ich liebe die Dolomiten auch total! Am liebsten buche ich mir zum Wandern ein schönes Hotel im Gadertal und genieße die wunderschöne Natur auf den vielen Wanderrouten! :)
Liebe Laura, die Dolomiten sind toll! Einfach hinfahren, wandern und genießen – so geht´s … LG anita