Schrullige Sammler, Gesellschaftstiger und Selbstdarsteller, Kunstkenner, die oft mehr über Kunstwerke wissen als der Künstler selbst, wohlgesinnte Freunde und Bekannte, Familien, Kulturliebhaber und schüchterne Neulinge – in einer Galerie treffen die unterschiedlichsten Menschen aufeinander. Aber eines haben sie gemeinsam: Sie sind neugierig. Sie möchten Kunst sehen, erleben und verstehen. Mit den Künstlern über ihre Kunstwerke in Dialog treten. Neue Denkanstöße bekommen und vielleicht ein eigenes Kunstwerk mit nach Hause nehmen. All das können Gründe für einen Galeriebesuch sein.
Kunst ist eben mehr als nur ein Bild an der Wand. Kunst vermittelt Emotion, Wissen, Erfahrung und Werte – und lässt dennoch Raum für eigene Interpretation. Als Prestigeobjekt oder Wertanlage kann Kunst in privaten Galerien gekauft werden. Hingegen öffentliche Galerien oder Kunstmuseen dienen der Kunstvermittlung und -förderung wie das Museum Moderner Kunst Kärnten oder die Galerie P.AR.CO in Pordenone. Alessandra Santin ist die Präsidentin der Vereinigung „Freunde der Galerie P.AR.CO“ und erzählt: „Kunst macht Spaß, in all ihren Facetten. Der Kontakt zu den Künstlern, die Organisation von Aktivitäten oder die Begegnungen mit Menschen.“ In einer Galerie beginnt Kunst zu leben. Um die Vielseitigkeit der italienischen Kunst zu zeigen, arbeitet Santin intensiv mit den Regionen Venedig und Trentino zusammen.
Melancholie der Slowenen
Die älteste private Galerie in Kärnten gehört Marija Šikoronja. Seit 26 Jahren ist sie selbstständig und hat sich auf slowenische Künstler spezialisiert. Obwohl es private Galerien schwer haben, liebt sie ihre Arbeit und denkt noch lange nicht ans Aufhören. „Es gibt nicht mehr so viele Galerien wie früher“, sagt Šikoronja. Der Kunstmarkt in Kärnten sei kleiner geworden. Die Jungen gehen weg. „In Slowenien ist die Entwicklung ähnlich. Wobei slowenische Firmen die heimischen Künstler viel stärker unterstützen und Kunstwerke ankaufen. Das ist in Kärnten selten der Fall“, weiß Šikoronja. Sie kooperiert seit Jahren mit der Koroška Galerija Slovenj Gradec und hat gute Kontakte zur Galerie Equrna in Laibach. Was Šikoronja besonders an slowenischer Kunst gefällt ist ihre Melancholie: „Vor allem die älteren slowenischen Künstler wie Janez Bernik legen sehr viel Gefühl in ihre Werke.“
Esprit der Italiener
Offen für Neues sind die Kärntner Galeristinnen Judith und Carolin Walker. Judith Walker startete 1988 mit einer Galerie in Hermagor. Seit 1996 haucht sie dem Schloss Ebenau im Rosental mit österreichischer und italienischer Kunst Leben ein. Und seit einem Jahr gibt es einen Kunstraum in Klagenfurt. Carolin Walker: „Der Kunstraum hat Schaufenstercharakter. Man muss nicht in eine Ausstellung gehen, um Kunst aktiv zu erleben, sondern kann sie im Vorbeigehen genießen.“ Durch enge Verbindungen zu italienischen Galerien und Messeteilnahmen haben die Walkers schon viele Künstler nach Kärnten geholt. „Man zeigt das gerne, was man selbst am liebsten hat und wovon man wirklich überzeugt ist, nur so kann man Kunst glaubwürdig vermitteln.“ Höherpreisiges gibt es bei ihr genauso wie Erschwingliches. „Wenn einem ein Kunstwerk gefällt, soll es nicht am Finanziellen scheitern“, meint Walker. Fündig werde man in den zahlreichen guten Galerien im Alpen-Adria-Raum sicher. Ihre Tipps: „Ich besuche gerne die Galerie Lipanjepuntin in Triest, die Galerie Traghetto in Venedig oder das Arte Centro Milano.“
Kulturelle Vernetzung
Der Villacher Künstler Valentin Oman hat häufig im Alpen-Adria-Raum ausgestellt. Zuletzt in der Galerija Presernovih Nagrajencev in Kranj. „Sehr schöne Galerien gibt es in Piran (Obalne galerije, Mestna galerija, Studio Galerija Gasspar) und Koper (Galerija Loža)“, weiß Oman aus eigener Erfahrung. „In Udine stellte ich in der Galerie Colussa aus“, ergänzt er. Für Künstler sei es durch die EU leichter geworden, in anderen Ländern auszustellen. „Früher waren grenzüberschreitende Ausstellungen problematisch“, erinnert sich Oman. Hauptproblem sei der lange Grenzaufenthalt gewesen. Insbesondere, wenn Künstler Bilder selbst transportierten. „Einigen Zollbeamten mussten wir Nachhilfe in Sachen Unesco-Paragrafen geben. Mühsam war auch die Teilnahme bei italienischen Kunstmessen. Vor der Heimreise musste das Denkmalamt kommen und die verschnürten Bilder mit einer Plombe sichern“, erinnert sich Oman. Damals wie heute sei Mehrsprachigkeit ein großer Vorteil. Oman: „Es wäre schön, wenn im Alpen-Adria-Raum die sprachlichen Grenzen im Kopf fallen und Mehrsprachigkeit als wertvolles Kulturgut angesehen würde.“
Spannende Kulturräume
Die Schwierigkeiten bei Ausstellungen im Ausland kennt der Künstler Pepo Pichler. Er war acht Jahre im Beirat des Kärntner Kunstvereins. Heute lebt und arbeitet er in San Francisco und St. Margarethen. „Es gibt viele Ideen für grenzüberschreitende Kunstprojekte, aber es scheitert immer am Geld. Die bürokratischen Hürden sind zu groß, speziell bei EU-Förderungen. Früher gab es zwar Probleme mit dem Zoll, doch man konnte noch Geld auftreiben“, sagt Pichler. Dennoch gefällt es ihm, in unserem spannenden Kulturraum zu leben: „Venedig mit der Biennale oder Laibach bieten tolle internationale Künstler und die Villa Manin ist immer einen Besuch wert.“
Die Biennale ist eben ein Pflichttermin für alle Kunstinteressierten. Auch die Kärntner Künstlerin Ina Loitzl fährt dazu nach Venedig. „Hier gibt es viele gute Inputs“, sagt Loitzl. Ihre Tipps für Kärnten: „Das Künstlerhaus, das Museum Moderner Kunst Kärnten, die Galerie 3 und die Galerie Walker.“
Feiern mit Künstlern
Die Vernissage, also die Eröffnung einer Ausstellung, gehört in allen Alpen-Adria-Ländern dazu. Šikoronja: „Vernissagen wecken das Interesse von Medien und Publikum.“ Bei jeder Ausstellung werde ihr Publikum mit dem Künstler bekannt gemacht. Umgekehrt kommen durch die Künstler neue Interessenten in die Galerie. „Trotz sehr guter Reaktionen merke ich, dass die Leute breitenwirksame Events heute wichtiger nehmen“, sagt Šikoronja.
Die Künstler sind sich in Sachen Vernissage einig: Sie wollen lieber im Hintergrund bleiben und ihre Bilder sprechen lassen. Oman dazu: „Je kürzer die Eröffnungszeremonie, desto besser. Aber jede Galerie ist da anders.“ Pichler lädt lieber zu sich ins Studio. Das sei einfacher. „Vernissagen sind überall gleich. Wobei in Kroatien und Polen die Reden noch länger sind. Das ist mühsam, aber das Interesse vom Publikum ist da. Sie sind hungrig nach Kunst“, sagt Pichler.
Eine Finissage, die feierliche Abschlussveranstaltung einer Ausstellung, ist in Kärnten unüblich. In Italien hingegen steht sie öfters am Programm, wie Santin bestätigt: „Wir machen Finissagen. Das Spannende daran ist, dass zu ihnen ein ganz anderes Publikum kommt als zur Vernissage. Vor allem junge Leute gehen in Italien gerne zu Finissagen.“
Ob Vernissage, Finissage oder ein Besuch dazwischen, eine Galerie ebnet den Weg zur Kunst. Sie ist ein Ort des Einander-Verstehens.
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