Kreatives Schreiben am Ossiacher See kann Flow-Momente auslösen. Was Hannah Ziegler das erste Mal bei einem Schreibworkshop erlebt hat, erzählt sie in einem Gastbeitrag.
Inhalt
Am Ossiacher See kreatives Schreiben ausprobieren
Bevor ich einfach drauf los starte, dachte ich mir, es wäre ganz nett mich bei euch vorzustellen. Mein Name ist Hannah. Ich bin 22 Jahre jung, lebe und studiere in Graz zusammen mit meiner Hündin Yona, welche ihr in einer meiner folgenden Reisen bestimmt noch kennenlernen werdet.
Wie ich zum Schreiben gekommen bin?
Seit ich denken kann, ist es meine große Leidenschaft zu schreiben. Bereits als ich klein war, dokumentierte ich jede meiner Reisen, schrieb regelmäßig Tagebuch und war ein Bücherwurm. Heute bin ich sehr froh, hier als Gast für euch schreiben zu dürfen. Ich freue mich über die Möglichkeit, euch ein Stück weit auf meine Reise mitnehmen zu können und starte gleich mit meinen Erfahrungen beim Kreativworkshop in Ossiach – seid gespannt!
1, 2, 3 ist Stichwort und Thema beim kreativen Schreiben in Ossiach
Unseren ersten Tag im Zeichen der Drei starteten wir mit einer Freewriting-Aufgabe. Freewriting bedeutet nichts anderes, als flüssiges Schreiben, ohne den Stift abzusetzen. Das war unsere erste Challenge. Denn wie sich herausstellte, war es gar nicht so einfach drauf loszuschreiben und gleichzeitig den inneren Kritiker im Kopf zu bändigen. Der innere Kritiker kann zwar beim Korrigieren und Überarbeiten des Textes durchaus hilfreich sein, hat aber beim Schreiben an sich nichts verloren.
Übers Freewriting
Diese Übung eignet sich hervorragend, um jegliche Schreibhemmungen zu verlieren, Schreibblockaden zu lösen und um voll und ganz in das kreative Schreiben einzutauchen. Es gibt zwei Varianten, um eine Freewriting Aufgabe zu starten: entweder man legt einfach los oder man gibt eine Startfrage vor. Wir hatten passend zur Zahl Drei die Aufgabe: “Drei für sich typische Dinge zu finden und diese zu beschreiben.”
Wie finde ich eine Idee?
Wir bekamen vier Kurzübungen, welche uns bei der Ideenfindung unterstützen sollten. Die Erste der vier Kurzübungen war es, drei Themen zu finden, über die man schon immer schreiben wollte. Anschließend sollten wir drei Namen für Personen, ihre Haupteigenschaften und ihr Alter finden.
Die dritte Aufgabe fand ich persönlich sehr spannend. Wir hatten die Aufgabe ein Zeichen auf ein Blatt Papier zu malen und auf der Rückseite anhand von zwei Sätzen eine Geschichte einzuleiten. Der eigene Zettel machte dann eine Runde in unserer Gruppe, sodass jeder die Geschichte um einen Satz erweitern konnte.
Interessant daran fand ich, dass ich bereits eine ganz bestimmte Handlung im Kopf hatte, wie die Geschichte aussehen könnte und dann aber etwas komplett anderes herauskam. Diese Übung zeigte, dass allein ein einziger Satz eine Geschichte um 360 Grad drehen kann.
Die letzte Kurzaufgabe war, drei Buchtitel zu formulieren, die einem spontan einfielen. Danach war die Hauptaufgabe an der Reihe. Wir mussten aus den vier Kurzübungen je eine Information entnehmen und daraus eine Geschichte kreieren. Aufgrund der Vorarbeit hatten wir im Grunde bereits eine Handlung erarbeitet und Impulse für den nachstehenden Text bekommen.
Schreiben braucht auch Pausen
Der Vormittag ist verflogen und unsere erste gemeinsame Mittagspause stand am Programm.
Mittag ist Zeit für gutes Essen und das gibt es im Stift sowie rundherum reichlich. Wir entschieden uns als Gruppe essen zu gehen. Es gab natürlich auch die Möglichkeit sich seine eigene Jause einzupacken und eine Stunde lang am See zu faulenzen, sich einfach Inspiration in der Natur zu holen oder einen Rundgang im wunderschönen Stift zu machen. Die Entscheidung blieb jedem selbst überlassen.
HAIKU-Walk durch Ossiach
Nach der Mittagspause ging es weiter mit einem HAIKU walk.
Ein HAIKU ist eine Momentaufnahme, sollte möglichst konkret sein und in der Gegenwart geschrieben werden. Die erste Zeile unseres Haikus sollte aus fünf Silben, die zweite Zeile aus sieben und die dritte Strophe wiederum aus fünf Silben bestehen. Wir konnten uns im ganzen Stift frei bewegen oder auch im Freien unseren “haiku walk” fortsetzen.
Wir sollten uns eine Zahl zwischen 50 und 150 aussuchen, hatten aber natürlich keine Ahnung für was wir diese benötigten. Meine ausgewählte Zahl war 99. Deshalb musste ich 99 Schritte beschreiten, stehen bleiben, sehen, über was ich schreiben könnte und die erste Zeile meines HAIKUs verfassen. Das gleiche sollte man mit allen drei Strophen machen und – Tadaa mein erstes Haiku war fertig.
Ich begegnete ein paar Gruppenmitgliedern während meines Walks. Es waren alle damit beschäftigt, ihre Silben zu zählen. Klingt ziemlich herausfordernd, man kommt aber schnell hinein – versprochen.
Zweiter Schreibtag im Stift Ossiach
Der zweite Schreibtag begann ganz entspannt, schon im vertrautem Kreise. Es stand zum schnellen Warmwerden Freewriting am Plan, diesmal jedoch anhand eines Bildes. Und los ging es. Die Wörter flossen. Denken und Schreiben verlief Hand in Hand.
An diesem Tag ging alles schon zackiger voran. Für die nächste Übung hatten wir eine Wahlmöglichkeit. Entweder wir entscheiden uns für ein Märchen oder eine Kurzgeschichte. Anhand von Würfeln mit Motiven entschied der Zufall, worüber wir schreiben sollten.
Kreatives Schreiben mit Märchen
Ich wählte das Märchen aus. Zunächst war ich überrascht, wie leicht es mir von der Hand ging, da ich sonst eher ein Fan von realistischen Themen bin. Durch diese Übung erkannte ich, wie sehr es mir gefehlt hatte, kreativ zu sein und ohne Grenzen und Regeln einfach drauf los zu schreiben. Jeder Gedanke kann niedergeschrieben werden, sei er auch noch so unrealistisch.
Das Schreiben eines Kurzkrimis/Postkartenkrimis anschließend, war ein perfekter Übergang, wie ich finde. Auch bei dieser Textsorte kennt die Fantasie keine Grenzen. Wer Lust hatte durfte seinen Postkartenkrimi vorlesen und wie sich herausstellte, war jeder von uns in der Stimmung dazu. Das Faszinierende hierbei war, wie unterschiedlich alle Texte in ihrer Form, Sprache und ihrem Aufbau waren, obwohl alle einen Kurzkrimi verfassten. Das zeigte erneut, wie individuell jeder von uns ist.
Als letzte Übung an unserem zweiten Schreibtag war ein Parallelgedicht zu verfassen. Jeder von uns bekam ein Gedicht von Jan Wagner. Wir hatten die Aufgabe ausschließlich die Form und Anzahl der Strophen zu übernehmen und damit unser eigenes Gedicht zu erschaffen.
Zum Abschluss verzierten wir noch ein Plakat zum Thema Schreibwissen. Jeder von uns hatte die Möglichkeit, die für ihn essentiellsten Schreibtipps dazu zu schreiben. Bei der nächsten Schreibblockade heißt es also, Tipps durchgehen und froh und munter weiter schreiben.
Lohnt sich Kreatives Schreiben am Ossiacher See?
Für mich persönlich waren die Tage in Ossiach eine Bereicherung. Ich würde jedem, der gerne schreibt, oder einfach nur aus seinem starren Denken oder Alltagstrott herauskommen möchte, empfehlen sich diese kleine Fantasiereise zu gönnen. Ich freue mich jedenfalls schon auf weitere Flow-momente in Ossiach!
Schreibwerkstätten in Kärnten
Schreibberaterin Anita Arneitz gibt seit über 13 Jahren Workshops rund ums kreative Schreiben. Ein Fixpunkt ist das kreative Schreiben am Ossiacher See. Jedes Jahr am Anfang des Monats Juli. Jeder kann daran teilnehmen, es sind keine Vorkenntnisse notwendig. Wer Infos über die nächsten Termine erfahren möchte, schreibt am besten ein kurzes Mail an office@anitaarneitz.at. Was andere Teilnehmer erlebten, gibt es hier zum Nachlesen:
Kreative Schreibwerkstätte in Ossiach: Ein Erfahrungsbericht von Angelika Komposch
Schreiburlaub in Bad Hofgastein
Kreatives Schreiben: Einblick in Schreibworkshops
Schreibseminar Erfahrungsbericht von wiederunterwegs
Text & Fotos: Hannah Ziegler
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