Ein Talschluss und seine Besonderheiten als Installation unter freiem Himmel. Bei der Kunstroas im Großarltal geht’s wandernd auf die Reise. Ein Ausflug rund ums Suchen und sehen der Kunst in der Natur. (Werbung)
Manchmal ist die Natur alleine zu wenig, um die Gedanken in neue Bahnen zu lenken. Urige Almen, Bergpanoramen, Wasserfälle, kitschig-schöne Flusslandschaften. All das hat das Bergsteigerdorf Hüttschlag im salzburgerischen Großarltal. Jetzt kommt erstmals ein Kunstprojekt im öffentlichen Raum dazu – die Kunstroas. Den ganzen Sommer über bis in den November hinein können dabei im Talschluss Hüttschlag verschiedene Kunstwerke erwandert werden. Jedes davon hat einen Bezug zum Tal und seiner Geschichte. Jedes davon regt zum Stehenbleiben und nachdenken an. Jedes davon eröffnet eine neue Perspektive und darf mit allen Sinnen erlebt werden.
Inhalt
Wie die Kunst ins Tal kommt: Kunstroas Großarltal
Entstanden ist das Kunstprojekt auf Initiative von Alexandra Viehhauser mit tatkräftiger Unterstützung ihrer Familie. Die gebürtige Salzburgerin vermisste bei ihren Heimatbesuchen im Tal die Kunst. Und weil sich die Berge nicht nach Wien versetzen lassen, holte sie stattdessen die Kunst in den Talschluss Hüttschlag. Künstler*innen aus verschiedenen Bereichen kamen zur „Vermessung der Natur“ ins Tal und ließen sich vor Ort von der Landschaft inspirieren. Alte Handwerkstechniken aus der Region und Holz als natürliches Material kamen zum Einsatz.
Die Kunstroas Großarltal auf eigene Faust entdecken
Der Talschluss Hüttschlag bildet das Ende des Tales und liegt bereits im Nationalpark Hohe Tauern. Besucher*innen können kostenlos am Parkplatz beim Talwirt (sehr gutes Nationalpark-Eis!) stehen bleiben und dem Gehweg hinein zum Ötzlsee folgen. Gleich zu Beginn bietet sich ein kurzer Abstecher zum Wasserfall. Danach geht es fast eben weiter bis zum ersten Kunstwerk mit direktem Blick auf den Gletscher Keeskogel. Jörg Auzinger greift das Thema Klimawandel auf und schuf mit seiner Fotomontage ein Doppelbild der Landschaft. Eine komplexe Geschichte, die mit der Funktion von Bildern spielt.
Tipp: Kunst&Kräuter
Schafgarbe, Spitzwegerich, Quendel. Was wächst denn da alles am Wegesrand? Am 15. Juli und 12. August 2023 lädt Kräuterpädagogin Maria Feyersinger zu einer Kräuterführung rund um die Kunstwerke im Talschluss ein. Start ist um 10 Uhr, die Teilnahme ist kostenlos. Dauer 2 Stunden. Anmeldung per E-Mail kontakt@leib-und-seele.at . Gruppen können auch individuelle Führungen buchen.
Unterschiedliche Qualitäten von Heustadeln
Mit Blick auf den Gletscher und die Aulandschaft geht es vorbei an Wildblumen und schattigen Bäumen zu den Heustadel-Variationen von Clemens Bauder. Ihm sind im Tal die vielen alten Heustadel aufgefallen, die heute keine Funktion mehr haben. Das ließ ihn nicht mehr los und er überlegte sich, wie den Heustadeln eine neue Aufgabe gegeben werden kann. Entstanden sind daraus zwei neue Rauminstallationen, die den gleichen Grundriss haben wie die Heustadel im Tal. Die Schüler*innen der HTL Kuchl haben beim Aufbau geholfen und mehr als 6.000 Schrauben verarbeitet.
Die neuen Heustadel laden zum Rasten und ruhen ein. Hinein gehen. Dem Spiel von Licht und Schatten zu sehen. In Dialog mit der Natur treten. Oder hinauf in den blitzblauen Himmel schauen. Schon jetzt gehören die Heustadel-Variationen bei den Einheimischen und Besucher*innen zu den Lieblingen. Sie fügen sich so harmonisch in die Landschaft ein, dass es schade wäre, wenn sie im November wieder verschwinden.
Tipp: Kunst&Yoga
Im Heustadel die Beine hoch legen und den Geräuschen der Natur lauschen oder beim Yoga ganz bewusst den Duft des Holzes einatmen. Am 29. Juli und am 26. August geht es mit Yogasista Barbara Hettegger zur Outdoor-Yoga-Session bei den Kunstwerken. Die Teilnahme ist kostenlos. Dauer rund zwei Stunden. Anmeldung per E-Mail an barbara@yogasistas.at. Gruppen können auch individuelle Yoga-Stunden mit Barbara im Tal buchen.
Im Gleichgewicht beim Ötzlsee
Eigentlich ist ein Bankerl zum Ausrasten da. Heri & salli haben sich künstlerisch mit der Bank auseinandergesetzt und ihre Funktion vom Passiven ins Aktive gedreht. Ihre Spazierbank funktioniert wie eine Wippe. Es braucht Balance, um ruhig die Sicht auf den See zu genießen.
Ebenfalls fordernd sind die Glaswerke von Ingrid Schreyer. Ihre Tiere des Waldes werden dann sichtbar, wenn man genau hinsieht. Fernglas mitnehmen!
Ein paar Schritte weiter haben Dora Medveczky und Fabio Spink einen kreisrunden Holzzaun auf die Wiese gesetzt.
Auf das alte Handwerk des Zaunes sind die beiden beim Besuch im Museum aufmerksam geworden. Zuerst übten sie im Kleinen, dann wurde im Juli direkt vor Ort der Zaun mit 120 Hölzern und einem Durchmesser von sieben Metern gestaltet. Die „Landnahme“ thematisiert das Ausgrenzen und das Gestalten von Lebensräumen durch Zäune. Es ist ein wenig gefinkelt, aber ist es möglich durch den Zaun hindurch ins Innere zu treten. Wieder ein Perspektivenwechsel. Wieder Kunst zum Erleben. Wieder ein besonderer Moment, um das Kleine im Großen wahrzunehmen. Im Rausch der Zeit. Das Grün der Wälder einatmend.
Gut zu wissen
Bei jedem Kunstwerk sind Tafeln mit Beschreibungen und Denkanstößen. Dabei wurde auf die Nachhaltigkeit geachtet: Alles ist leicht rückbaubar und wieder verwendbar. Der Weg zurück vom Talschluss bis zum Parkplatz dauert ungefähr eine halbe Stunde – ohne Fotostopps und Panoramapausen. Sogar mit Kinderwagen und Rollstuhl ist der Ausflug geeignet. Zwei- und Vierbeiner dürfen sich unterwegs im kalten Wasser der Großarl-Ache oder im Ötzlsee abkühlen. Aus Rücksicht auf die Waldtiere darf die Kunstroas nur zwischen 8 bis 19 Uhr bzw. im November von 8 bis 16 Uhr besichtigt werden.
Ausflugsziel: Kunstroas Großarltal
Ob für einen Ausflug am Wochenende oder eine längere Auszeit im Großarltal, die Kunstroas ist in jedem Fall eine Reise wert – wegen der Kunst und der Natur. Direkt im Tal gibt es an die 40 bewirtschaftete Almhütten und unzählige Wandermöglichkeiten. Ein gutes Basislager ist das Naturhotel Hüttenwirt direkt in Hüttschlag mit neu gestaltetem Pool und engagierter Hoteliersfamilie.
In einer guten Stunde erreichen Wanderfreunde vom Hotel aus die Hubalm oder sind in rund acht Kilometern mit dem Rad beim Talschluss.
Beim Talwirt befindet sich auch eine Ausstellung des Nationalparks Hohe Tauern über die Almen, in Großarl kann das Heimatmuseum Denkmalhof Kösslerhäusl besucht werden – Freitag Nachmittag gibt es frische Krapfen! Mehr über das Großarltal erfährst du im Blogazine Alpe-Adria:
Das schreiben andere über die Kunstroas
Gemeinsam mit meinen lieben Kollegg*innen war ich bei der Eröffnung der Kunstroas dabei. Ihre Erlebnisse erzählen sie online auf
- Elena Paschinger reist kreativ „KUNSTROAS IN HÜTTSCHLAG: KREATIV REISEN IM GROSSARLTAL
- Angelika Mandler ist “Auf Kunstroas im Bergsteigerdorf Hüttschlag“
- Sissi Munz berichtet über ihren “Urlaub in Hüttschlag, Wander-Erlebnisse Tipps“
- Martin Deisl schreibt über “Hüttschlag: Wandern für Kunstliebhaber auf der KUNSTROAS“
Die Recherche vor Ort wurde unterstützt durch die Kunstroas und den Tourismusverband Großarltal. Text & Fotos: Anita Arneitz.
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