Ausflugstipp für Kärnten: Ein Besuch in der Puppenwelt von Elli Riehl ist wie eine Zeitreise in die Vergangenheit, mit vielen Bräuchen aus dem bäuerlichen Leben. Ein Gastbeitrag von Alexander Obweger.
Inhalt
Puppenwelt Elli Riehl in Kärnten
In der Buchholzer Straße in Treffen liegt der Duft der Vergangenheit in der Luft. Dort tummeln sich über 700 Stoffpuppen, welche den Besucher auf eine Reise in die Vergangenheit mitnehmen. Jede dieser, von Elli Riehl handgemachten, Puppen erzählt eine andere Geschichte über alte Bräuche oder Szenen aus dem bäuerlichen Leben. Ein Erlebnis, bei dem die Liebe nicht nur im Detail steckt.
Ein Leben, eine Leidenschaft
Elli Riehl kam im Dezember 1902 als drittes Kind einer Tischlermeisterfamilie in Villach zur Welt. Ihr Interesse für Puppen hatte sie aus reinem Zufall, bei einem Besuch in Wien entdeckt. Als ihr das Geld, für ein Gastgeschenk fehlte, entschied sie sich dazu, selbst eine Puppe anzufertigen. Dieses Geschenk kam bei den anderen sehr gut an, und entfachte ein Feuer, welches bis zum letzten Nadelstich nie erloschen ist.
Die Puppen von Elli Riehl sind keine Spielzeuge oder Andenken, sondern Charaktere, welche aus der Umgebung ihrer Schöpferin entstanden.
Puppen mit Charakter
Riehl verfügte über ein sehr ausgeprägtes Vorstellungsvermögen. Sie bevorzugte es die Puppen in Abwesenheit der Modelle zu fertigen, da sie sonst zu befangen gewesen wäre. Um trotzdem mehr über ihren individuellen Charakter zu erfahren, unterhielt sie sich oft mit ihnen. Das studieren der Charakterzüge fiel manchmal leichter, manchmal aber auch schwerer aus.
Mit ländlichen Modellen, wie Bauern bei der Arbeit konnte sie besser arbeiten als mit Menschen aus der Stadt. Die Menschen erkannten die Modelle der Puppen immer sofort. Elli Riehl suchte such gerne Personen aus, die einen markanten Gesichtsausdruck hatten. Sie achtete stets auf Details – die Leute wurden so umgesetzt, wie sie sind.
Eindrücke des Lebens in der Puppenwelt Ellie Riehl
Jeder ihrer Utensilien, wie zum Beispiel die Scheren, erhielt einen eigenen Namen und zwischen den Arbeiten, spazierte sie viel, um Blumen zu pflücken. Mit der Zeit versteifte sich Elli Riehl nicht mehr ausschließlich auf Modelle, sondern begann Eindrücke von überall einzusammeln. Sie machte ihren Alltag zur Vorlage, beobachtete die Leute im Bus. Diese speicherte sie in ihrem „Fotografiekastl“ – so nannte sich den Ort, an dem sie Bilder in ihrem Kopf festgehalten hat.
Diese Eindrücke des Alltags waren eine unerschöpfliche Quelle an Vorlagen. Egal ob Feste oder gewöhnliche Tagesabläufe im ländlichen Landkreis. Nichts war vor ihr und ihrem spitzbübischen Humor sicher, welcher gleichzeitig den Ernst und Stolz der Bevölkerung charakterisierte. Oft simulierte sie eine Krankheit oder schlich sich in einen Chor, um den Arzt oder den Chorleiter unter die Lupe zu nehmen.
Puppenmuseum verbunden mit Alltagskultur
Tausende Einzelstücke gingen über den Ladentisch und wurden weltweit verschickt. Viele Menschen merkten, dass die Puppen mehr als normale Puppen sind. Dieses Gespür motivierte Elli Riehl die Werke auszustellen und der Nachwelt zu zeigen. Nach der Eröffnung des Puppenmuseums verstarb Elli Riehl und bekam leider nur sehr wenig von der Enormen Beliebtheit der Ausstellung mit. In der Ausstellung gibt es noch 700 Puppen zu betrachten.
Elli Riehl fertigte tausende Puppen an. Sie war eine sehr Fleißige Dame, welche früh aufstand und bis spät in die Nacht am Strickbesteck hockte. Erholung fand sie im Blumengarten und bei Kindern. Später fing sie an Puppen zu sammeln, welche ihr sehr wichtig waren und ab 1973 stellte sie diese im Haus Berger auf, und das legte den Grundstein zur heutigen Puppenwelt.
Elli Riehl ist Zeugnis für das ungewöhnliche Talent einer Frau, welche aus der Welt der Zahlen flüchtete und ihre eigene schuf. Aus einfachsten Utensilien wurden mit wenigen Stichen unverwechselbare Gesichter, welche ihre Vorbilder bis heute lebendig halten.
Wer die Puppenwelt Elli Riehl besuchen möchte, findet auf der Webseite http://www.elli-riehl-puppenwelt.at/index.php/de/museum/elli-riehl alle Informationen zu Öffnungszeiten und Co.
Tipp: Unbedingt mehr Zeit einplanen und im Hofladen der Familie einkehren! Auch die hausgemachte Jause ist sehr zu empfehlen!
Weitere Ausflugstipp für Kärnten gibt im Blog unter der Rubrik Österreich (es lohnt sich im Archiv zu schmökern) und eine Auswahl hier:
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