Im Stift Seitenstetten wurden schon vor 400 Jahren Erdäpfel angebaut. Nur eine von vielen Besonderheiten beim Urlaub im Kloster. (Werbung)
Glänzende Fassaden. Licht- und Schattenspiele. Klösterliche Zimmer. Und ein Garten zum Träumen. All das bietet das Stift Seitenstetten in Niederösterreich. Gegründet wurde Stift Seitenstetten 1112. In der Barockzeit erhielt das Stift seine Form als Vierkanter mit der gotischen Stiftskirche im Zentrum und ist seit mehr als 900 Jahren ein lebendiges kulturelles sowie spirituelles Zentrum des Mostviertels. Ob bei der Likörverkostung oder bei der Führung durch die Sehenswürdigkeiten wie die Ritterkapelle, der Marmorsaal, die Abteistiege oder die Bibliothek, immer ist die enge Bindung der Bevölkerung zum Stift zu spüren. Das rührt wohl auch daher, dass im Stift selbst ein beliebtes Gymnasium untergebracht ist und einige der Mönche auch unterrichten.
Inhalt
Die Mönche im Stift Seitenstetten
26 Pater zählt das Benediktinerstift heute. Wer Urlaub im Kloster macht, hat die Gelegenheit für Gespräche mit den Patres oder kann an Messen teilnehmen. Sonntags wird zum Beispiel die Vesper ausschließlich in Latein abgehalten. Ein atmosphärisches Erlebnis, wenn die Stimmen der Mönche begleitet von Orgelmusik durch die Kirche hallen. Der Alltag der Ordensbrüder ist geprägt von fünf Gebetszeiten am Tag.
Übernachten im Stift Seitenstetten
Nein, ein Hotel ist das Stift Seitenstetten keines. Aber es gibt 21 Gästezimmer direkt im Gebäude. Alle sind mit Bad, WC und WLAN ausgestattet. Manche sind modern eingerichtet, manche eher im klösterlich-reduzierten Stil mit Antiquitäten. Wenn abends Ruhe im Stift einkehrt, lädt der lauschige Innenhof noch zum Draußensitzen ein. Frühe Vögel huschen morgens die ehrwürdigen Gänge entlang, hinaus in den Hofgarten. Schließlich gibt es dann das beste Licht, um die Schönheiten der Pflanzen mit der Kamera einzufangen.
Frühstück wird im Speisesaal serviert. Abends bietet sich ein Abstecher zum Mostviertlerwirt an, nur ein paar Schritte von der Pforte entfernt, im Ortszentrum. Wer etwas Lokales probieren möchte, dem sei die Mostschaumsuppe, das Pater-Franz-Pfandl oder der Mostpudding ans Herz gelegt. Mostpudding hat übrigens nichts mit Pudding zu tun, sondern ist vielmehr eine Variante eines „besoffenen Kapuziners“. Nur wird hier der Apfelkuchen mit Most übergossen – schmeckt hervorragend! Übrigens, im Kloster ist jeder willkommen – und auch Nicht-Verheiratete dürfen sich ein Gästezimmer teilen.
Sehenswürdigkeiten und Führungen
Ein Tagesausflug zum Stift lohnt sich. Aber ist viel zu wenig. Wer so richtig in die Atmosphäre des Kloster eintauchen möchte, sollte mindestens eine oder zwei Nächte bleiben. Eine klassische Führung durch das Stift gibt als Auftakt Orientierung und jede Menge Hintergrundinfos. Nichts ist hier dem Zufall überlassen. Alles hat eine Symbolik.
„Die Abteistiege war wie eine Visitenkarte“, erzählt zum Beispiel Elfriede Scholler bei der Tour.
In der Bibliothek verweilen wir ein wenig länger. Die rund 16.800 Bände sind alle mit weiß gekalktem Schweinsleder umhüllt. Früher gehörten zum Stift nämlich auch an die 300 Schweine. Damals wurde alles verwertet – und mit dem Leder die Bücher umhüllt. Heute würde man sagen die Kein-Abfall-Strategie ist nachhaltig. Insgesamt gehören zum Stift rund 60.000 alte Bücher in Latein und Altgriechisch. Die verbotenen Bücher waren mit Stacheldraht umwickelt und gut versteckt.
Erdäpfel-Ausstellung und historischer Hofgarten
Ein Buch aus dem Jahr 1621 wurde herausgeholt und kann im Original bestaunt werden: Es beinhaltet eine der ältesten Darstellungen von Erdäpfeln und beschreibt Rezepte – zum Beispiel zum Kochen eines Erdäpfelsalats. Die Mönche sind die Erdäpfel-Pioniere im Land und bauten die tolle Knolle als eine der Ersten an. Im Glashaus im Hofgarten gibt es dazu eine kleine Sonderausstellung. Maria Theresia soll sich zum Beispiel eine Kartoffelblüte dekorativ ins Haar gesteckt haben.
Der historische Hofgarten rund um das Glashaus können sich sehen lassen.
Vor 25 Jahren wurde das Paradies Schritt für Schritt revitalisiert und vereint heute verschiedene Gartenstile in sich. Gleich zu Beginn geht’s in den barocken Garten mit Springbrunnen. Im Kräutergarten sind 260 verschiedene Kräuter und ihre Wirkweise zu sehen. Über 280 Rosenstöcke wachsen verteilt auf 1,3 Hektar Fläche. Dazwischen gibt es alte Obstbäume, wilde Ecke und kreative Gestaltungsansätze.
Mein Tipp: Unbedingt auch eine Gartenführung machen oder einen Workshop in der Gartenakademie besuchen! Seit Kurzem liegt hinter dem Hofgarten noch ein Garten mit einer Gärtnerei und schönen Plätzen zum Innehalten und Landschaft genießen.
Likörverkostungen im Stift Seitenstetten: Das musst du erleben!
„Nase tief rein stecken – das ist ein Duft wie wenn man im Sommer unter dem Birnbaum liegt“. Den Garten im Glas haben wir bei einer Likörverkostung kennengelernt. Zuerst gab es Hochprozentiges von der Dorschbirne, einer typischen Frucht für die Gegend. Danach kam der Vierkanter aus dem Stift mit 33 Kräutern ins Glas. Neben den Kräutern werden auch die Rosenblüten aus dem Garten verarbeitet – zu einem süßlich duftenden Rosenblütenlikör. Und mit ein bisschen Glück gibt es bei der Verkostung auch den lilafarbenen Birnen-Cider aus der Region. Die schöne Farbe bekommt der Schaumwein durch die blaue Klitoris-Blüte. Ein echtes Luxusprodukt für Genießer, das bereits mit hohen Bewertungen ausgezeichnet wurde. Gut, dass der Weg zu den Zimmern nicht weit ist.
Möchtest du etwas über den Urlaub im Kloster wissen? Schau auf Klösterreich – oder schreib mir einfach. Vielleicht kann ich deine Frage beantworten. Aber ich freue mich auch über deine persönlichen Tipps und Erfahrungen.
Noch mehr Tipps
Was meine Kolleginnen Elena und Maria im Kloster erlebt haben, erfährst du hier:
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- Creativelena über das Bildungszentrum Stift Reichersberg
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Die Recherche wurde ermöglicht durch Klösterreich. Text, Fotos & Videos: Anita Arneitz.
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