Riesenrad oder Klopapierrolle: Wo es in Wien die kreativsten Schneekugeln zu kaufen gibt

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Seit über 120 Jahren werden in Wien Schneekugeln per Hand gemacht. Auf Wunsch sogar mit außergewöhnlichen Motiven. Ein Manufakturbesuch beim Familienunternehmen Perzy.

Klopapierrollen in Schneekugeln – der Hit in der Coronazeit

Schneekugeln
Schneekugeln mit Klopapierrolle

Als der Coronavirus ausbrach, musst die Original Wiener Schneekugelmanufaktur der Familie Perzy für zwei Wochen schließen. Seit 120 Jahren war das im Handwerksbetrieb noch nie der Fall. Deshalb machte es sich Erwin Perzy zur Aufgabe, seine Mitarbeiter in dieser Zeit aufzuheitern. Er zeichnete für sie einen Schneemann, umzingelt von Klopapierrollen und schickte es zum Spaß an sein Team.

Seiner Tochter Sabine Perzy gefiel die kleine Aufmunterung und schlug vor, gleich eine einzelne Klopapierrolle in eine Glaskugel zu setzen. Das hatte aktuellen Bezug und brachte die Menschen zum Lächeln. Als die erste Klopapier-Schneekugel im Webshop war, ging es bereits mit den Bestellungen los. Das Bild der Schneekugel mit dem Klopapier ging wortwörtlich um die Welt. Nicht nur die österreichische Presse, auch die amerikanischen und australischen Medien berichteten darüber.

8.000 Klopapier-Schneekugeln wurden verkauft. Um den Bestellungen und Sonderanfertigungen der Kunden nachzukommen, arbeiten die Mitarbeiter der Schneekugelmanufaktur derzeit auf Hochtouren. Wer keine Kinderbetreuung hat, darf seinen Nachwuchs in die Firma mitnehmen. Und das machen die Kinder gerne. Denn hier dürfen sie an ihren eigenen Schneekugeln basteln. „Wir haben schon immer großen Wert auf ein familiäres Klima gelegt“, erzählt Perzy. Aus diesem Grund wurde in all den Jahren auch noch kein einziger Mitarbeiter entlassen. Aktuell arbeiten 15 Mitarbeiter an den Schneekugeln vor Ort, dazu kommen noch 40 Mitarbeiter in Heimarbeit.

Schneekugeln
Erwin Perzy mit Tochter Sabine

Wie die Schneekugel entstand

Die Schneekugel wurde ursprünglich von Erwin Perzys Großvater, Erwin Perzy I erfunden. Das geschah durch reinen Zufall. Erwin Perzy I war ursprünglich Mechaniker für Chirurgieinstrumente und nahm sich vor, das Licht für chirurgische Arbeiten zu verbessern. Er fand eine Glaslinse bei einem Schuster, welche als Schusterkugel bezeichnet wurde. Das war eine mit Wasser gefüllte Kugel, welche wie eine Linse wirkte. Hinter der Schusterkugel stand eine Kerze, sodass ein kleiner Lichtfleck gebildet wurde, der zum Arbeiten diente. Erwin Perzy I hatte die Idee, statt der Kerze eine Glühbirne hinzustellen, was in der Tat dieselbe Wirkung brachte, jedoch zu keiner gewünschten Vergrößerung des Lichtbereichs führte.

Während dem Experimentieren mit der wassergefüllten Glaskugel kam ihm die Idee, Grieß hinzuzugeben. Dieser rieselte in der Glaskugel langsam herab und erinnerte Erwin Perzy I an Schneeflocken. Für einen Freund goss er dann die Maria-Zeller-Kirche, stellte diese in die Glaskugel und verschloss diese mit einem Gummiverschluss. Voilà – fertig war die erste Schneekugel.

Erwin Perzy benötigte fünf weitere Jahre, um die Schneekugeln in Serie herzustellen und eröffnete 1905 gemeinsam mit seinem Bruder den Betrieb. Er ist damit der Erfinder der Glaskugel mit Schneeeffekt.

Die Schneekugel geht um die Welt

Erwins Sohn, Erwin Perzy II, arbeitete vormittags beim Wiener Kurier als Fahrer und Nachmittags half er bei der Herstellung der Schneekugeln. Amerikaner, welche zu dieser Zeit beim Kurier arbeiteten, stießen durch Erwin Pery II auf die Schneekugelmanufaktur. Diese waren sich sicher, dass die Schneekugel auch in Amerika ein großer Erfolg sein würde, wenn andere Motive darin wären.

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Die Kirchen wurde gegen Schneemänner, Weihnachtsbäume und Weihnachtsmänner ausgetauscht. Seither zählen die Amerikaner zu den treuesten Kunden der Manufaktur. Inzwischen finden sich aber auch Wiener Schneekugeln in Japan, Deutschland, Schweden, Finnland, Schweiz, Fidschi Inseln, Südkorea und vielen anderen Ländern der Welt.

Schneekugeln
Blick in die Schneekugel-Manufaktur in Wien

Schneekugeln herstellen

 Die Glasteile stammen aus Belgien, Kartons für die Verpackung aus Deutschland und Holzsockel vom schönen Attersee. Alle Schneekugeln werden handgemacht, insgesamt stehen rund 2.000 Formen für die Herstellung zur Verfügung.

Zurzeit wird vor allem vorproduziert, um nach der Krise genügend Vorrat an Schneekugeln zu haben. Vor Weihnachten sind die Schneekugeln nämlich besonders gefragt. Jährlich werden 200.000 Schneekugeln hergestellt.

Schneekugel Manufaktur Wien

Schneekugeln konnte man bereits in mehreren Musicals bewundern, unter anderem in Kevin alleine Zuhause oder Edward mit den Scherenhänden. Der ORF ließ sich die reizvollen Schneekugeln auch nicht entgehen, man kann eine dieser Schneekugeln jeden Montag in der Serie „Liebes’gschichten und Heiratssachen“ bewundern.

Schneekugel Manufaktur Wien

Schneekugeln kaufen oder individuell anfertigen lassen

Wer sich für die Geschichte der Schneekugeln interessiert, kann sich zu einer Führung anmelden oder das Museum besuchen. Natürlich kann dabei auch die eine oder andere Schneekugeln als Souvenir gekauft werden.

Schneekugel Manufaktur Wien

Die Schneekugelmanufaktur befindet sich in Wiens 17. Bezirk. Hier werden bereits seit 120 Jahren die beliebten Schneekugeln hergestellt. Mittlerweile besteht sogar die Möglichkeit, sich eine Schneekugel nach individuellem Wunsch anfertigen zu lassen. Der Betrieb besitzt sechs 3D-Drucker für Sonderanfertigungen. Ganz egal, ob das eigene Haus mit Swimmingpool, die Dorfkirche oder eine eindrucksvolle Kulisse, alles kann in die Wunsch-Schneekugel hinein gepackt werden. Eine schöne Idee für ein besonderes Geschenk oder Mitbringsel.

Erwin Perzy III ist eigentlich schon in Pension, aber führt nach wie vor immer wieder Besucher durch den Betrieb. Öffnungszeiten, Webshop und weitere Informationen gibt es direkt auf der Webseite des Familienunternehmens.

Schneekugel Manufaktur Wien

Tipps rund um den Besuch der Schneekugelmanufaktur

Das Hotel Tigra in Wien: Wohnen im Zentrum

 

Text & Fotos: Hannah Ziegler. Die Recherche in Wien erfolgte auf Einladung von Das Hotel Tigra.

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