Bergamotte, Limette, Orange und Zedratzitrone: Rund 280 verschiedene Zitrussorten aus der ganzen Welt hegt und pflegt Michael Ceron in seinem mediterranen Zitrusgarten in den Alpen.
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Aufblühen im Zitrusgarten am Faaker See
Im Winter kann es manchmal ganz schön ungemütlich werden. Eis, Schnee und Kälte drücken die Stimmung. Doch ein paar Zitrusfrüchte im Obstkorb erhellen sofort das Gemüt und erinnern an die Leichtigkeit des Sommers. Zudem sind sie richtige Vitaminbomben und tun der Gesundheit richtig gut. Vor allem jetzt, wenn es heißt, sein Immunsystem zu stärken. Vorausgesetzt es wird beim Kauf auf Bio-Qualitäten geachtet. Denn chemische Zusätze oder Spritzmittel schaden dem Aroma und Geschmack von Zitrusfrüchten. Das bestätigt Michael Ceron. In seinem Zitronengarten am Faaker See mit herrlichem Blick auf den Mittagskogel setzt er nur biologischen Dünger und Bio-Pflanzenschutzmittel ein. Schließlich will er vom Baum alles bedenkenlos verwerten.
Ausflugstipp Zitrusgarten
Besuchern zeigt Ceron das ganze Jahr über die Vielfalt von Zitrusfrüchten und überrascht sie kulinarischen Spezialitäten – vom klassischen Bio-Zitroneneistee bis hin zur Zitronenschokoladenpraline. Bereits viele Spitzenköche ließen sich von seinen Früchtchen inspirieren, die eigentlich gar nicht so sauer schmecken wie beim ersten Anblick vermutet. Warum das so ist, kann der Zitronenbauer schnell erklären: „Zitronen brauchen Zeit, um am Baum zu reifen. Nur dadurch werden die Bitterstoffe abgebaut und der Geschmack aufgebaut.“ Ein Großteil des Aromas und Geschmacks stecken bei den Zitrusfrüchten nämlich in der Schale.
Zitronenträume in den Alpen
Manche funkeln wie elegante Diamanten in der Sonne. Andere so groß wie ein Fußball wiegen sich faul im Wind oder strecken ihre gelben Fingerspitzen dem blauen Himmel entgegen – im Zitrusgarten von Ceron überdauern die Zitrusfrüchte aus allen möglichen Erdteilen gerade den strengen Winter in den Gewächshäusern. Mit zunehmender Tageslänge und Wärme kann man bereits erste Neuaustriebe entdecken. Auch der Zitronenbauer umgarnt und verwöhnt seine Schützlinge: Täglich wandelt er durch den 4000 Quadratmeter großen Garten und sieht nach dem Rechten. Er streicht über die Blätter der Citrus myrtifolia chinotto X c. limon und beobachtet die Früchte beim Wachsen. Die Kreuzung zwischen Bitterorange und Zitrone ist eine echte Seltenheit und eine seiner vielen Errungenschaften.
„Welch ein Naturschauspiel“, schwärmt er beim Gang durchs Glashaus. Hier residierten und wachsen viele seiner Bäume in den Wintermonaten – bei kühlen sechs Grad und viel frischer Luft, so wie es die Pflanzen gerne mögen. Manche von ihnen bleiben im Topf bis zum ersten Frost im Freien, andere hingegen ziehen das ganze Jahr über nicht aus dem Glashaus aus. Schließlich soll es für die Zitronenbäumchen nur das Beste geben.
Garten-Rundgang für alle Sinne
Zu jeder Jahreszeit sind Blüten und Früchte zu sehen. Der Zitronenbauer erklärt: „Speisezitronen tragen Blätter, Blüten und Früchte in verschiedenen Reifestadien gleichzeitig, und zwar das ganze Jahr über. Je älter ein Baum wird, desto mehr Früchte trägt er.“ Deshalb werden Zitrusbäume für Generationen gepflanzt. Seinen ersten Zitrusbaum hat der Kärntner bei einem Familienausflug in Italien aufgespürt.
Heute umfasst seine Sammlung rund 3000 Zitrusgewächse. Die meisten von ihnen sind in Tontöpfe gepflanzt, aber seit drei Jahren gibt es auch eine fixe Auspflanzung im Gewächshaus, eigens für die Bio-Fruchternte. Jede Sorte hat ein Bio-Zertifikat, das ist wohl einzigartig in Europa. Bei einem Rundgang entdeckten Besucher immer wieder Neues und staunen über das unterschiedliche Aussehen der Früchte.
„Jeder Baum und jede Frucht überrascht mich immer wieder aufs Neue.“ Michael Ceron
Mediterrane Atmosphäre
Für Gärten im englischen Stil mit penibel getrimmten Rasen kann sich der Zitronenbauer nicht begeistern. Er mag es lieber südländisch und gestaltete einen Indoor-Zitronengarten mit wilden verschlungenen Wegen. Ton-Statuen, Holzmöbel und rote Pflastersteine schaffen eine warme Atmosphäre. Die Früchte selbst werden durch die Strahlen der Sonne in Szene gesetzt. Lange führten seine Eltern an diesem Ort eine klassische Gärtnerei. Ceron trat in ihre Fußstapfen, verlor jedoch rasch die Freude an Blumen. Er wollte etwas anderes. Etwas Nachhaltigeres und gab seiner Leidenschaft für Zitrusfrüchte immer mehr Raum.
Mit Zitronen dem Winter trotzen
Schritt für Schritt sattelte Ceron auf Bio um und verwandelte das Gelände in einen Zitrusgarten. Zu Beginn gab es weder Literatur noch Erfahrungswerte über die Zitronenzucht mitten in den Alpen. Das Wissen erarbeitete er sich selbst – und dabei ging einiges schief. Viele der teuren Pflanzen überlebten nicht. Schuld war ein falscher Dünger, ein falscher Topf oder die falsche Erde. Doch das spornte ihn erst recht an.
Mittlerweile weiß er, wie die Pflanzen durch den kalten österreichischen Winter kommen und ihnen kurzfristig Kälte nichts anhaben können. Das alpenländische Klima hat sogar Vorteile für die südländischen Früchte: Durch die langsamere Reifung besitzen die Zitronen mehr Fruchtfleisch und entfalten ihren vollen Geschmack.
Neues für die Küche
Die Blätter sind als Gewürz beliebt und Haubenköche entdeckten die Zedratzitrone für sich. Diese Zitronensorte gilt als eine der Ursprünglichsten und hat eine dicke Schale. Die Riesenzedratzitrone, kurz Maxima, erreicht sogar eine Größe von bis zu 35 Zentimetern. „Alleine wäre ich nie auf die Idee gekommen, die verschiedenen Zedratzitronen zu zerschneiden und zu kosten“, gesteht der Zitronenbauer.
Viel zu schade wäre es ihm um die Frucht gewesen. Aber kreative Köche aus der Region überredeten ihn und gemeinsam, fanden sie neue Geschmackswelten. Sie schnitten die Zitronen wie Prosciutto in hauchdünne Scheiben oder froren sie ein. Aha-Erlebnisse wie beim Trüffel gab es dabei und viele neue Produkte sowie Gerichte entstanden. Deshalb gibt es im Zitrusgarten auch Kochkurse und Workshops.
Sortenvielfalt von Zitronen begeistert
Der Bio-Zitronenbauer hält stets die Augen und Ohren nach neuen Sorten offen. In Italien lernte er vor Jahren seinen Mentor und Freund Alberto Tintori kennen. Tintori gilt, als der europäische Zitronenpapst und wacht über die antiken Zitrussorten der Familie Medici. Sobald der Italiener eine neue Sorte bekommt, findet sie auch ihren Weg zum Faaker See. Bis jetzt haben Wissenschaftler rund 1600 unterschiedliche Zitrusgewächse erforscht. 250 davon besitzt der Kärntner bereits – und in Zukunft sollen es noch mehr werden.
Tipps für den Besuch im Zitrusgarten
Ausflugsziel: Inzwischen hat sich der Bio-Zitrusgarten am Faaker See zu einem Ausflugsziel entwickelt. Besucher können das ganze Jahr über die Kombination aus botanischen Garten und Bio-Betrieb für Zitrusgewächse entwickelt. Führungen sollten vorab angemeldet werden.
Sammlung: Über 280 Zitrusgewächse sind im mediterranen, zum Teil überdachten Garten, versammelt. Darunter auch antike Sorten aus den Medici-Sammlungen des XVI. Jahrhundert, seltene Arten und exotische Stücke aus dem Fernen Osten, Afrika, Amerika und neuere Arten aus Australien.
Öffnungszeiten, Termine für Kochkurse und Workshops sind online auf www.zitrusgarten.com zu finden.
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Fotos: Anita Arneitz. Der Artikel erschien erstmals im Magazin Naturlust.
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