Von der Residenz am Meer bis hin zum Kleinod im Hinterland: Die Top 6 Schlösser in Friaul, die immer einen Besuch wert sind.
Darf es Meerblick sein? Oder doch das reizvolle Hinterland mit den lang gezogenen Hügeln? Ohne Zweifel hatten die italienischen Hoheiten einen vortrefflichen Geschmack, wenn es um die Platzwahl ihrer Domizile ging. Ein Ausflug in romantische Adelshäuser, geistliche Gebäude und ehemalige Militäreinrichtungen. Unsere Top 6 der Schlösser in Friaul.
Inhalt
Schloss Spessa – wo bereits Casanova nächtigte
Es schmiegt sich elegant in die Linien des Görzer Hügellandes. Bereits seit dem 13. Jahrhundert war Schloss Spessa durchgehend von friulanischen Hoheiten bewohnt. So zählten etwa die Dorimbergos, Rassauers und die Familie Della Torre Valsàssina zu den Besitzern. Klingende Namen, die Fans des Adels zum Lächeln bringen. Eine Geschichte ist jedoch ganz besonders prickelnd: So war kein geringerer als Giacomo Casanova regelmäßiger Gast in dem Haus. Heute können Verliebte in den Suiten des Schlosses mit Möbeln aus dem 18. und 19. Jahrhundert schöne Stunden verbringen. Auf eine Besichtigung warten ferner der mittelalterliche Weinkeller, eine neogotische Kapelle und der herrliche italienischen Garten.
Sehnsuchtsort am Meer: Schloss Duino
Steil gehen die Klippen nach unten. Kräftig schlagen die Wellen an das felsige Ufer. Auf den Ruinen eines ehemaligen römischen Vorpostens thront das Schloss Duino der Fürstenfamilie Thurn und Taxis. Eindrucksvoll präsentiert sich dabei der Ausblick auf den Golf von Triest und die Launen des Wassers. Kaum ein anderes historisches Gebäude hütet so bedeutsame Architektur und Artefakte. Musikliebhaber schätzen das von Franz Liszt gespielte Klavier, Freunde der Architektur die Palladios Treppe sowie den abfallenden Burgwall. Schreiberlinge die Stücke vom Poeten Rainer Maria Rilke. 18 Säle können bestaunt werden, in denen schon Erzherzog Maximilian von Habsburg und seine Frau Charlotte geweilt haben.
Im Weingebiet: Schloss San Floriano del Collio
Mehrere Jahrhunderte befand sich das Schloss San Floriano del Collio im Besitz des gleichnamigen Patriarchen, bis es 1520 an das antike cividalesische Geschlecht der Formentini wechselte. Nach einer bewegten Geschichte in kriegerischen Auseinandersetzungen erfolgte der Innenausbau zu einer komfortablen Residenz. Heute stellt der Bau nicht nur einen der bestausgerüsteten Touristenkomplexe dar, es nennt auch Hotelzimmer, Restaurant, Golfplatz und ein Schwimmbad sein Eigen. Jedoch nicht, ohne den charmanten Schlosswurzeln treu zu bleiben. Halbzylinderförmige Türme, imposante Mauern und der ursprüngliche Nordzugang sind erhalten. Malerisch garniert mit viel Vegetation und hochgewachsenen Baumreihen.
Schloss Susans: Kulturgeheimtipp unter den Schlössern in Friaul
Weit wandern die Blicke in das umliegende Gebirge und in Richtung Tagliamento-Tal. Im 17. Jahrhundert wurde der Grundstein von Schloss Susans gelegt, natürlich mit Stil auf dem namensgebenden „Colle“. Die umwerfende Sicht in das Umland hat damals die Entscheidung der angesehenen Familie Colloredo wohl maßgeblich beeinflusst. Besucher können seit einigen Jahren in komfortablen Suiten übernachten und den Morgen in dem gepflegten italienischen Garten genießen. Geführte Besichtigungen der Schlosssäle zeichnen das Bild der Erbauer und machen die Geschichte lebendig. Schloss Susan ist außerdem ein Geheimtipp, wenn es um ganzjährige Kunst – und Kulturevents sowie Konzerte geht.
Schloss Arcano mit Krimipotenzial
Es gibt nicht viele Schlösser in Italien, die sich ursprünglich an einer anderen Stelle befunden haben. Als „Kastell von Ober-Arcano“ stand der Bau zunächst in der Nähe der Kirche San Mauro am Ufer des Corno. Es scheiden sich die Geister, wann denn nun die Verlegung vonstatten ging. Sicher ist, die Schönheit der jetzigen isolierten Anhöhe war Teil der Strategie. Tatsächlich zeigt sich Schloss Arcano nun inmitten von Bäumen und einem davor gelagerten Weinbaugebiet, das auch hervorragendes Öl produziert. Die mittelalterliche Bauweise ist gut zu sehen, auch ein Doppelturm mit Toren ist vorhanden. Mysteriös und unheimlich: Anfang des 20. Jahrhundert wurde die Frau eines der Schlossherren während Sanierungsarbeiten eingemauert gefunden!
Schloss Ragogna am Fluss
Einen ausgezeichneten Sinn für die Lage hatten italienischen Hoheiten auch mit Schloss Ragogna. Mit dem Tagliamento Fluss direkt vor der Haustüre war das Lustwandeln ein leichtes. So genoss etwa Graf Eppenstein das nahe Gewässer in vollen Zügen. Die Geschichte des Gebäudes reicht jedoch noch weiter zurück. Schon die Langobarden und Avari kämpften im Jahr 610 rund um die Mauern, das Geschichtsinteressierte im Werk „Historia Langobardorum“ nachlesen können. Einige Türme und die Domus sind steinerne Zeugen. Übrigens: In unmittelbarer Nähe liegt die San Pietro Kirche, in der bedeutende archäologische Ausgrabungen zu besuchen sind. Das Haus Ragogna kann während den Tagen der offenen Schlösser ausgiebig erkundet werden.
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Text: Wolfgang Hoi. Fotos: Anita Arneitz
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