Wo die Liebe für Alfred Nobel zum Verhängnis wurde, eine Reisebloggerin Jahrzehnte vor der Erfindung des Internets Storys nach Hause sandte und Grausliches unter prachtvollen Deckenmalereien aufbewahrt wird, gibt es noch mehr zu entdecken – ein Streifzug durch das Stadtzentrum von Celje.
Inhalt
Celje und seine bunten Geschichten
Auf den ersten Blick wirkt Celje, die drittgrößte Stadt Sloweniens, etwas unscheinbar, an manchen Ecken sogar ein wenig marod. Vor allem dann, wenn auch die Fassade des Celski Dom wieder einmal wegen Renovierungsarbeiten mit weißen Tüchern verhängt ist. Dabei ist das Gebäude des ehemaligen deutschen Kulturhauses gegenüber dem Bahnhof nebst der alten Burg das Aushängeschild der Stadt. Die Architektur erinnert an Schloss Neuschwanstein.
Wer im 19. Jahrhundert mit dem Zug ankam, sollte das Gefühl haben, in einer deutschen Stadt angekommen zu sein. Konflikte waren vorprogrammiert. Schließlich hatte sowohl die deutsche als auch die slowenische Bevölkerung ihre eigenen Kirchen, Gasthäuser und Kulturstätten.
Heute ist davon nichts mehr zu spüren. Außer zwischendurch mal ein wenig Getuschel in den Arkadengängen, wenn die Einheimischen über gescheiterte Projekte schmunzeln oder sich mit vorgehaltener Hand wilde Geschichten erzählen. Wie damals als aus dem ehemalige Erotik-Museum ein Dildo gestohlen wurde und die Polizei ausrückte, oder ein Pornofilm auf historischen Plätze gedreht wurde.
Rätsel an der Decke im Fürstenhof Celje
Freilich soll das nicht unbedingt in Reiseberichten erwähnt werden. Aber auch ohne erotische Komponente, in der Stadtgeschichte spielte die Liebe schon immer eine große Rolle. Allein deshalb lohnt sich ein Abstecher in die Ausstellungsräume des Regionalmuseums in den Fürstenhof und ins alte Grafenschloss. Beeindruckend ist im Fürstenhof die Deckenmalerei.
Bis 1926 wusste niemand, dass diese überhaupt existierte. Über die Zeit hinweg war sie gut verdeckt und geschützt. Entstanden ist das Werk mit Tempura auf Leinwand um die Jahrhundertwende vom 16. auf das 17. Jahrhundert. Ansonsten wissen die Kunsthistoriker nicht viel über das Werk – weder wer es gemalt hat, noch warum die Malerei verdeckt wurde. Lange Zeit wurde auch nicht entdeckt, dass die Figuren von Zeus und Neptun nicht gemalt, sondern aufgeklebt sind. So perfekt illusionistisch wurde die Decke gestaltet. Und wer genau hinsieht, kann auch hier die eine oder andere vermeintlich anrüchige Szene entdecken.
Im gleichen Raum wie die fantastische Decke ist in der Ecke beim Fenster der wohl grauslichste Gegenstand der Stadt ausgestellt. Manche glauben in der Glasvitrine verbirgt sich eine zusammengerollte vertrocknete Schlangenhaut. Doch der Schein trügt. Es handelt sich um ein Relikt aus der Zeit der Folterungen – ein abgetrennter Menschen-Finger mit einem Hautstreifen, durchgehend abgezogen bis zum Fuß.
Gute Aussichten auf der alten Burg in Celje
Das Mittelalter und die Herrschaft der Grafen von Cilli, einem der bedeutendsten Geschlechter Mitteleuropas, war eben manchmal auch dunkel. Mehr über diese Zeit erfahren Besucher in der Dauerausstellung im Fürstenhof oder auf der alten Burg in Celje, die gleichzeitig einer der schönsten Aussichtspunkte in der Region ist.
Celje und Weltenbummlerin Alma M. Karlin
Wer danach durch die Stadt spaziert, kommt an einigen Statuen vorbei. Eine davon ist der berühmte Fotograf Pelikan.
Die Frau mit dem Koffer in der Hand ist Alma M. Karlin. Sie bereiste als Frau alleine von 1919 bis 1927 die Welt und schrieb ihre Erfahrungen von unterwegs auf. Sie war sozusagen eine der ersten Reisebloggerinnen überhaupt und setzte sich als weibliche Weltenbummlerin durch.
Zurück in der ihrer Heimat hatte sie es nicht leicht. Die Einheimischen mochten sie nicht und sie musste einige Schicksalsschläge verkraften. Letztendlich starb sie verarmt an Brustkrebs. Eine Ausstellung im alten Grafenschloss gibt Einblick in ihr Leben. Ihre Reiseerfahrungen hat sie im Roman „Eine einsame Weltreise“ veröffentlicht. Das Buch erschien 1930 und ist antiquarisch noch erhältlich.
Alfred Nobel und die Liebe
Mit der Liebe hatte Alma M. Karlin in Celje kein Glück, obwohl sie die Tochter der hübschesten Frau in der Stadt war. Ähnlich erging es Alfred Nobel. Seine Liebschaft aus Celje wurde ihm zum unliebsamen Verhängnis. Denn die slowenische Geliebte erpresste ihn mit seinen Liebesbriefen und führte dank dessen ein recht gutes Leben.
Nicht der einzige Ausrutscher, der in der Altstadt der Liebe, geschuldet ist. Vor allem bei Regen oder feuchtem Wetter sind auf dem gepflasterten Stern in der Altstadt schon viele ausgerutscht und mit dem Po auf dem Boden gelandet. Auch Gabrijela Kovačič vom Regionalmuseum huschte mal gedankenverloren mit Flipflops über den Stern und legte eine Bruchlandung hin. Seit dem macht sie einen Bogen um den verdammten Stern – obwohl inzwischen die Pflasterung gegen ein rutschsicheres Material ausgetauscht wurde.
Verborgene Geheimnisse in den Gassen
Die Stadt steckt voller Legenden und Geheimnissen. So wurde bei Renovierungsarbeiten ein Brunnen mit Stadtwappen gefunden. Die Initialen geben aber bis heute ein Rätsel auf.
Ebenfalls zufällig wurden unter einem Baum Mosaike aus der Antike gefunden.
Die Ausgrabungen sind inzwischen direkt in der Touristeninformation zu sehen.
Waldbaden nach dem Sightseeing
Nach all den Stadterkundigungen kann man herrlich im Grünen entspannen. Immerhin gehört ein 94 Hektar großer Wald zur Stadt. Mitten im Park befindet sich ein Baumhaus, das als Aussichtspunkt besucht werden kann. Die Öffnungszeiten am besten vorher online checken. Beste Chancen auf offene Türen gibt es Samstag und Sonntag am Nachmittag. Ebenfalls entspannend ist ein Ausflug zum See Šmartinsko jezero.
Ausflugsziel Celjska koča
Wer sich etwas mehr Zeit nimmt, kann mit dem Auto oder dem Rad auf den Celjska koča fahren. Von hier aus gibt es einen wunderbaren Blick über die Berge und das Tal. Im Sommer gibt es für die Kids einen Abenteuerpark mit Bobkart und Rutsche. Erwachsene schätzen die Mountainbiketouren und die Wanderrouten, zum Beispiel hinauf auf den Grmada (718 Meter), wo man eine Wunschglocke läuten kann. Direkt vom Hotel und dem Restaurant mit Terrasse führt auch ein Weg auf den Friedhof von Svetina, wo unter anderem die Schriftstellerin Alma M. Karlin begraben ist. Im Winter kann man bei Skifahren, Langlaufen und Rodeln. Weitere Infos: www.celjska-koca.si.
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Die Recherche wurde unterstützt von BestpressStory. Alles Fotos: Anita Arneitz.
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