Wo der Wein in der Goriška Brda am besten schmeckt und Sehenswürdigkeiten mit Weitblicken locken. Tipps für einen Kurztrip.
Inhalt
Genussvolle Auszeit in der Goriška Brda
Prosecco schlürfen und romantische Weinhügellandschaften – eigentlich klingt das typisch Italienisch. Doch auch Slowenien kann dolce vita. Zum Beispiel in der Goriška Brda. Das ist ein Landstrich in Slowenien zwischen dem Fluss Soča und der italienischen Grenze, eine gute Autostunde von Ljubljana entfernt. Hier befindet sich eines der wichtigsten Weinbaugebiete des Landes mit vielen Olivenhainen und blühenden Obstgärten. Manche bezeichnen die Goriška Brda sogar als die Miniaturversion der Toskana. Das liegt wohl an den vielen kleinen Dörfern, die sich auf die sonnigen Plateaus schmiegen. Eines davon ist das mittelalterliche Dörfchen Šmartno.
Šmartno – klein und ziemlich smart
Wenn es um die Sehenswürdigkeiten in der Goriška Brda geht, gehört Šmartno sicherlich zu den Höhepunkten. Der mittelalterliche Ort hat einen zauberhaften morbiden Charme. Die Altstadt gleicht mehr oder weniger einer Festung, mit Kirche, kleine Plätzen, schmalen Gassen, Museum, Galerien und Gasthäusern. Ohne Plaudereien und Fotostopps ist der Rundgang in einer viertel Stunde erledigt. Aber Liebhaber von Details können hier auch mehrere Stunden verbringen. Denn zu erleben gibt es einiges.
Wer Zeit hat, erkundet die Gegend mit dem Rad oder zu Fuß. E-Bikes können in der Tourismusinfo in Šmartno ausgeborgt werden. In der Region Brda gibt es zwölf spannende Wanderwege. Einer davon ist der Weg des Friedens, ein anderer der Alpen-Adria-Trail der direkt vom Großglockner bis in den Süden ans Meer führt. In den Tourismusbüros gibt es dazu gutes Kartenmaterial.
Nachhilfe vom Olivenöl-Sommelier
Auf keinen Fall verpassen solltest du eine Olivenölverkostung. Das ist in Šmartno nicht nur Brot in Öl tunken, sondern mehr ein privates Coaching vom Olivenöl-Sommelier. Ich selbst bin Olivenöljunkie und bunkere mehrere Dutzend Flaschen Extravirgine aus Istrien zu Hause. Andere lagern Wein, ich eben Olivenöl. Deshalb war ich besonders gespannt auf das Treffen mit Borut Basin von der Olive Oil Bar in der Hiša Kulture.
Zuerst schneidet er ein paar Äpfel in Stücke. Das ist neu für mich. Die Fruchtstücke sind dazu da, um den Geschmack zwischen den verschiedenen Ölen zu neutralisieren. Als Borut Basin los legt, wird schnell klar, das ist ein kleiner Olivenölkurs, bei dem ich viel lernen kann. Vieles wird mir vor Ort bewusst. Zum Beispiel, dass der gepresste Saft von Oliven in Europa das einzige Öl von Früchten ist, welches von den Menschen seit über 1000 Jahren genutzt wird.
Olivenölsorten der Goriška Brda
Auch in der Goriška Brda gibt es inzwischen tausende Olivenbäume. Darunter die zwei alte Sorten „Drobnica“ und „črnica“. Diese geben zwar weniger her bei der Ernte, aber haben einen intensiveren Geschmack. Eine der stärksten Sorten in Istrien ist Beliza. Blend steht für einen Mix der Sorten. Ich nehme es gerne für Fisch. Jede Sorte hat ihren eigenen Geschmack und es kann durchaus sein, dass die gleiche Sorte an einem anderen Standort ganz anders schmeckt. Daher einfach probieren und seinen Liebling finden!
Olivenöl aus der Brda können Besucher direkt bei den Bauern kaufen oder im Shop der Touristeninformation in Šmartno. Es gibt in der Region 119 Olivenölproduzenten, rund zehn davon vertreiben ihr Olivenöl am Markt. Der Rest produziert quasi für den Eigenbedarf. Gepresst werden die Olivenöle der Region in der Mühle in Dobrovo.
Das richtige Olivenöl kaufen
Beim Kauf aber immer auf die Bezeichnung „Extravirgine“ achten. Alles andere hat keine Qualität. Extravirgine bedeutet das Öl stammt aus der ersten Pressung der Oliven, wird kalt gepresst unter 20 Grad, hat keine Fehler und keine Zusätze. Alles im Öl stammt auch wirklich von Oliven. Das ist bei den industriell gefertigten Produkten aus dem Supermarkt oft nicht der Fall. Deshalb kaufe ich seit Jahrzehnten mein Olivenöl immer direkt von der Ölmühle oder den Produzenten.
Die häufigsten Fehler, die ein Olivenöl hat, sind laut Borut Basin Schimmel, Ranzigkeit, der Geruch nach Essig oder Überhitzung. Wird das Öl zu kalt gelagert, kristallisiert es und ist nicht mehr so flüssig. Es kann aber trotzdem noch verwendet werden.
So funktioniert die Olivenöl-Verkostung
Borut Basin füllt ein Stamperl mit einen Zentimeter Olivenöl. Dann wärmt er es mit seinen Händen. Das ist wichtig, damit das Olivenöl seinen vollen Geschmack entfalten kann. „Die Farbe ist nicht relevant für die Qualität. Es zählen nur Geruch und Geschmack“, sagt der Olivenöl-Sommelier. Dann erklärt er den Ablauf:
- Als erstes wird ein Schluck Olivenöl in den Mund genommen und wie beim Öl ziehen verteilt.
- Dann wird durch den Mund eingeatmet und geschluckt.
- Das Ausatmen erfolgt durch die Nase.
Bähm! Mit dieser Intensivität habe ich nicht gerechnet. Ich beginne sofort zu husten und brauche früher eine Apfelspalte als gedacht. Beim zweiten Mal habe ich den Dreh heraus und es funktioniert. Es brennt nicht mehr im Gaumen und in die Nase steigt der Duft von Gras und Zitrus. Einfach genial schmeckt danach der hausgemachte Schokokuchen mit Nüssen und Orangen-Olivenöl.
Täglich um 11 oder 15 Uhr finden in der Olive Oil Bar in Šmartno Olivenölverkostungen statt. Das Olive Oil Tasting kostet je nach Umfang ab 12 Euro pro Person und wird auch für Gruppen gegen Voranmeldung gemacht. Schaut vorbei, es lohnt sich.
Wein und Brot in der Villa Vipolže
Die Villa Vipolže stammt aus dem 16. Jahrhundert und verbindet Renaissance-Style mit venezianischem Touch. Nach einer gelungenen Renovation befindet sich darin heute das Restaurant Kruh in Vino, was soviel bedeutet wie Brot und Wein. Auch wenn es von außen super chic aussieht, kann man hier unbesorgt in Ausflugsmontur zum Mittagessen, einen Kaffee oder Abendessen einkehren. Wobei sich abends eine Reservierung empfiehlt.
Gekocht wird traditionell bodenständig, aber modern interpretiert. Es ist ein Mix aus Bistro und Vinothek. Die Weinbegleitung bei unserem Lunch bestand aus Weinen aus der Umgebung, darunter edle Tropfen aus der Rebula-Traube. Es gibt Brot zum Olivenöl-Tunken, Pogača, eine slowenische Variante der Pizza, nur viel besser und fluffiger sowie Brdamisu, ein cremiges Dessert mit Kaffee und Grappa. Sehr zu empfehlen! In den oberen Räumen können die Ballräume und sechs Apartments für Feiern gemietet werden. Tipp: Kruh in Vino in Dobrovo hat täglich geöffnet!
Schloss Dobrovo: im Weinkeller des Grafen
Rotwein zum Schokokuchen gesucht? Wie wäre es mit einem Merlot de Baguer aus der Goriška Brda? Zugegeben, Rotwein ist für die Gegend eher ungewöhnlich. Denn die meisten der Winzer bauen Weißwein an. Auch der schmeckt gut. Zum Beispiel mit dem Blick auf das „Weinei“ im neuen Weinkeller im Schloss Dobrovo. Das Spätrenaissance-Schloss wurde vor 25 Jahren renoviert und wird heute für Ausstellungen sowie Weinverkostungen genutzt.
Der letzte Besitzer des Schlosses war Silverio de Baguer, ein Diplomat und innovativer Weinmacher aus Spanien. Deshalb ist seinem Namen nicht nur der Weinkeller, sondern auch eine eigene Weinlinie gewidmet. 1880 pflanzte er in der Brda seine ersten Weinstöcke. Insgesamt kultivierte er 315 Hektar Weingärten in der Region und stellte pro Jahr 1.200 Hektoliter Wein her.
An die Weinernte erinnern alte Fotos an den Wänden. Im hellen und modernen Weinkeller der von Klet Brda betrieben wird, lagern hochwertige Weine. Es ist eine kleine exquisite Auswahl. Nur ein paar Autominuten entfernt, gibt es noch mehr.
400 Familien, ein Weinkeller: Klet Brda
Unterhalb von Schloss Dobrovo hat sich die Weinkellerei Klet Brda mit Verkaufs- und Verkostungsraum angesiedelt. Die Genossenschaft wurde 1957 gegründet und gehört 400 Familien aus der Goriška Brda. Jede von jenen kümmert sich um zwei bis drei Hektar, doch zusammen produzieren sie sieben Millionen Liter Wein pro Jahr. Damit gehören sie zu den größten Weinproduzenten in Slowenien. 45 Prozent der Weine werden nach Asien, Afrika oder in die USA exportiert. Die Weine von hier gehören zu den 100 besten der Welt.
Bei einer Führung durch den Weinkeller 50 Meter unter der Erde, die jeder buchen kann, werden einem die Ausmaße erst so richtig bewusst. Allein im historischen Weinkeller mit dem Schimmel an den Wänden lagen 100.000 Weinflaschen im Archiv – angefangen von 1956. Freunde von jüngeren Jahrgängen holen sich ein Fläschchen aus der Ralf-Schumacher-Kollektion.
Wein kaufen in der Goriška Brda
Also, am besten mit leerem Kofferraum vor fahren wie die Italiener und Österreicher. Beide schätzen nämlich auch den Peneca Rebula – ein Schaumwein, der nach der Champagnermethode hergestellt wird, wie Teresa von Klet Brda erzählt.
Rebula sind die klassischen Reben der Region, die bereits die Römer kannten. Die goldenen Trauben haben kleine braune Pünktchen.
Übrigens, die Weinkellerei trägt auch das Green Key Eco-Label. Das ist eine Auszeichnung für nachhaltiges Arbeiten in Slowenien.
So schmeckt die Goriška Brda
Kirschen, Feigen, Honig. Das sind nur ein paar Köstlichkeiten aus der Region Brda. Ein typisches Gericht der Brda ist die Frtalja, quasi ein Omelette mit frischen Kräutern wie Melisse, Schnittlauch, Fenchelblätter, Muskatellersalbei und Mutterkraut. Das Mutterkraut hat einen leicht bitteren Geschmack und soll gut für die Verdauung sein.
Im Winter wird noch gerne die Jota gereicht. Für die Wintersuppe hat jede Familie ihr eigenes Rezept. In Šmartno wurde sie uns mit Bohnen und Rüben aufgetischt, im Vipava-Tal mit Sauerkraut und Selchfleisch. In jedem Fall etwas Deftiges, das wärmt. Im Sommer empfiehlt sich zum Glas Wein mehr ein Trockenschinken.
Zudem gibt es einige kulinarische Feste zum Beispiel im Juni das Kirschfest oder im April das Weinfestival. Es wird von Kirschbaum zu Kirschbaum gewandert, in die offenen Weinkeller geblickt oder per Rad der Held der Weinberge gesucht. Abgeschlossen wird die Festivalsaison traditionell mit dem Feiern des Martinstag.
Aussichtsturm Gonjače
Zum Pflichtprogramm in der Goriška Brda geht das Erklimmen des 23 Meter hohen Aussichtsturmes Gonjače ganz in der Nähe von Dobrovo. An klaren Tagen können Schwindelfreie nach 144 Stufen im Wendeltreppen-Style die Aussicht von den Alpen bis an die Adria genießen. Leider gibt es davon kein Foto. Denn just bei unserem Besuch hängen die grauen Regenwolken tief in den Tälern und Šmartno kaum zu erkennen. Deshalb heißt es wiederkommen, wenn die Sonne scheint und auf alle Fälle zwei Tage für die Region einplanen.
Übernachten in der Goriška Brda
In Šmartno gibt es ein paar gemütliche Unterkünfte direkt in der alten Stadt. Erst 2020 eröffnet haben die Zimmer von Aldila in einem historischen Haus. Die Räume sind nicht groß, aber mit italienischem Chic eingerichtet. Aus dem kleinen Fenster hatte ich am Morgen einen schönen Blick über die Dächer der Stadt zu den Hügel mit den Weinreben. Wäre der Neben nicht gewesen, hätte ich euch auch davon ein Foto gezeigt. Zum Frühstück gibt es Kaffee und Croissants. Das Apartment liegt in einem anderen Haus vis a vis der Kirche oberhalb der Champagnerie, einem tollem Weinlokal mit kunstvoll bemalten Weinflaschen.
In Kürze verrate ich euch noch mehr Tipps für den Trip durch Slowenien – vom Vipava Tal bis hin zu einem süßem Glampingdorf.
Die Recherche wurde unterstützt von BestpressStory. Alles Fotos: Anita Arneitz.
31 Comments
Interessant Ihre Beschreibung über die Gegend von BRDA. Fahre morgen ins Friaul und wollte die nächsten Tage dort hin fahren. Bin schon jahrelang im Friaul und kenne mich da einigermaßen gut aus. Intessant wären die Preise für Olivenöl und ein paar Weine. Damit ich ungefähr etwas weiß. Bitte um eine Nachricht an mich. Reiner Kastner 🇦🇹
Preise von Olivenöl und Wein können sehr unterschiedlich sein, das kommt auch immer auf die Qualität und Sorte drauf an. Ich denke allgemeine Preisempfehlungen zu geben, ist hier sehr schwer …