Comeback der Stammbücher und Poesiealben?

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Rosen, Tulpen, Nelken – alle Blumen welken, nur die eine nicht, und sie heißt Vergissmeinnicht. Wer kann sich noch an diesen Spruch erinnern? War es nicht toll, anderen ins Stammbuch und Poesiealbum zu schreiben? Im Volkskunde Museum Wien gibt es jetzt eine geniale Ausstellung dazu.

In meinem Stammbuch sind die Seiten dicht gefüllt mit Sprüchen, besten Wünschen, bunten Stickern und liebevollen Zeichnungen. Aber an die aufwendigen historischen Stammbücher und Poesiealben kommen sie noch lange nicht ran. Das wird mir bewusst, wenn ich mir so die Ausstellungsstücke im Volkskunde Museum Wien ansehe.

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Die Stammbuchtexte wurden seit dem 18. Jahrhundert mit selbst angefertigten Beigaben wie Aquarellen, Bleistiftzeichnungen, Stickereien oder Haararbeiten versehen. Im Biedermeier spielten die Sprache der Blumen und die Symbolik von Freundschaft, Vergänglichkeit und Erinnerung eine wichtige Rolle. Poesiealben und Stammbücher sind damit Zeugnisse eines Kulturphänomens, dessen Anfänge bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen und das im Umfeld der Wittenberger Reformatoren entstanden ist. Daraus entwickelte sich das akademisch-humanistische Stammbuch, das auf den Bildungsreisen mit im Gepäck war und Freunden sowie Bekannten zum Eintrag übergeben wurde. Seit Ende des 18. Jahrhunderts ist diese Gepflogenheit immer mehr zur Domäne der Frauen geworden. Statt gebundener Bücher wurden Albumblattkassetten verwendet, worin die beschriebenen Einzelblätter gesammelt werden konnten. Auch politische und gesellschaftliche Veränderungen zeigten sich in den Einträgen. Schwärmerische Liebe und Beteuerung inniger Freundschaft waren in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zentrale Themen. Im Biedermeier erlangten die Alben eine neue Blütezeit und ihren repräsentativen Höhepunkt. Im Laufe der Zeit haben sich Inhalte, äußeres Erscheinungsbild und Benutzerkreise mehrmals geändert. Originelle Ideen stehen neben sentimentalen Klischees und Stereotypen. Hingehen und anschauen lohnt sich – vor allem, weil man wieder so richtig Lust aufs Stammbuchschreiben bekommt und herrlichen Erinnerungen schwelgen kann.

Infos: Sonderausstellung Objekte im Fokus „Denk an mich! Stammbücher und Poesiealben“ aus zwei Jahrhunderten läuft noch bis 22. November 2015 im österreichischen Museum für Volkskunde, zu finden im Gartenpalais Schönborn im 8. Wiener Gemeindebezirk.

 

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Fotos: Christa Knott/ÖMV

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