Vom Singleleben bis zum Schönheitsideal: Die Kärntnerin Ines Elisabeth Fritz bloggt offen und manchmal auch provokativ über frauenpolitische Themen. Auch im Interview spricht sie Tacheles – über ihren Blog, ihr Ziel und Onlinetrends.
Inhalt
Interview mit Ines von Frauenmut
Lesezeit ca. 20 min.
Wie bist du auf die Idee gekommen zu bloggen?
Ines Elisabeth Fritz: Ich habe schon als Kind gern gelesen und geschrieben und wollte lange Zeit Autorin werden. Als Teenie wollte ich mir die Zeit dafür nicht mehr nehmen. Später im Studium merkte ich, dass auch viele andere gut schreiben konnten und ich zweifelte stark an mir. Losgelassen hat mich die Idee zu schreiben nie. Vor allem wollte ich unbedingt für Frauen schreiben. In einem Karriercoaching ermutigte mich meine Coachin dazu, einen Blog zu starten. Rückblickend einer der besten Arschtritte meines Lebens.
Wann hat der Blog gestartet und wie hat er sich entwickelt? Schwerpunkte und Erfolge?
Mit der Idee startete ich im Frühjahr 2016, online ging ich im September. Meine Schwerpunkte sind Frauenthemen – aber anders als in Frauenmagazinen! Ich habe eine Anti-Diät-Mentalität, mag keine starren Rollenbilder und mir ist es wichtig, dass Frauen selbstbestimmt leben dürfen. Ich schreibe für Frauen, die sich denken:
Okay, vielleicht muss ich ja gar nicht das machen was die Gesellschaft oder mein Umfeld von mir verlangt.“
Und die dann ihren eigenen Weg verfolgen wollen. Am wichtigsten ist es mir, dass wir Frauen uns nicht mehr verstellen und anpassen müssen. Das ist auch der Grund, warum ich meine Bilder auf Instagram nicht optimiere oder retuschiere, auch wenn ich auf manchen richtig scheiße aussehe. Dieses Jahr habe ich mit „frau in kärnten“ einen neuen Schwerpunkt am Blog installiert, weil ich bisher fast nur deutsche Leser/innen hatte. Dabei haben wir in Kärnten so viel Bedarf an frauenpolitischen Themen und Diskussionen! Erfolge durfte ich schon mehrere feiern. Wenige Monate, nachdem ich gestartet habe, haben Magazine wie EDITION F oder VICE meine Artikel veröffentlicht. Schön ist es für mich auch, dass manche meiner Artikel bei Google auf Platz 1 ranken. Da geht es mir nicht darum, dass ich rankinggeil bin. Aber es zeigt mir, dass die Leute sich für das interessieren, was ich schreibe und ich ihnen damit weiterhelfe. Das absolute Highlight war aber, dass die Kleine Zeitung am heurigen Weltfrauentag über meine Arbeit berichtete und mich zur Kärntnerin des Tages krönte. Ich wurde rundum beglückwünscht und habe sogar einen Brief unserer Bürgermeisterin erhalten! Das ist für mich eine unglaubliche Ehre und motiviert mich weiterzumachen.
Warum betreibst du den Blog?
Ich will Frauen Perspektiven aufzeigen, wie sie ihre Linie finden und danach auch leben können, ohne sich ständig von Gesellschaft, Medien und Umfeld verunsichern zu lassen. Da steckt natürlich viel Idealismus dahinter. Und ich möchte eine öffentliche Meinung erzeugen, Cyberpolitik betreiben, vielleicht auch eine Stimme sein für diejenigen, die sich nicht trauen auszusprechen, was sie wollen.
Wie viel Zeit investiert du darin?
Als ich mit dem Bloggen anfing war ich gerade auf Jobsuche und konnte mich voll und ganz darauf konzentrieren. Ich habe damals unglaublich viel gelesen, denn ich musste mir viel (technisches) Wissen erst einmal aneignen. Das war echt ein Full-Time-Job. Mittlerweile sind es an die 10-20 Wochenstunden, je nachdem, wie oft und viel ich poste.
Was macht für dich einen richtig guten Blog aus?
Authentizität, Schreibfertigkeit und Mehrwert: Als Leserin bin ich noch anspruchsvoller als bei der Männerauswahl und das soll echt was heißen! Echtheit und Ehrlichkeit sind mir wichtig. Wenn ich merke, ich werde von/vom Bloggenden nach Strich und Faden belogen und verarscht, die Fotos sind gestellt und die Stories erfunden und geschönt, war es das für mich. Dann achte ich auch stark auf die Schreibe. Das ist natürlich Geschmackssache. Aber wenn ich holprige und fehlerhafte Texte lese, die aus der Feder eines Volksschulkindes stammen könnten, kann ich das nicht ernst nehmen und klicke schnell weg. Und ich muss etwas mitnehmen können! Deshalb mag ich gerne Blogs, die mir bei einer Fragestellung konkret weiterhelfen, die mich zum lachen bringen oder inspirieren.
Was ist den Beruf oder anders, womit finanzierst du dir dein Leben?
Ich bin als Angestellte im Marketing in einer eher konservativen Branche tätig und habe einen sehr coolen und herausfordernden Job bei freier Zeiteinteilung. Dazu baue mir gerade mit einer Werbeagentur ein zweites Standbein auf. Meine Schwerpunkte sind dabei die Konzepterstellung und das SEO-Texten (für Unternehmensblogs). Mit frauenmut verdiene ich auch den ein oder anderen Euro und biete Kooperationen an. Ich will Werbung und Affiliate Links aber nur sparsam einsetzen, um den Nutzen für Leser/innen nicht zu verwässern.
Wie sieht ein typischer Tag im Leben einer Bloggerin aus?
Wie der von allen anderen auch. Ich stehe auf und mache Kaffee. Ich arbeite schon seit Jahren in keinem klassischen 9-to-5-Job mehr, also bin ich es gewohnt, mir den Tag frei einzuteilen. Ich sehe mich auch eher nicht als Bloggerin, sondern mehr als freie Journalistin/Texterin und Marketing-Managerin. Sehr viel Arbeit besteht aus Mails checken und beantworten, Recherche, Arbeiten am Blog. Das Schreiben selbst ist oft nur ein Bruchteil, was ich natürlich sehr schade finde. Sobald meine Firma rennt, möchte ich die Administration auch auslagern und viel mehr schreiben!
Worüber schreibst du am liebsten?
Am liebsten über Themen, über die ich frei Schnauze schreiben kann. Kommunikation und Flirten mag ich gern. Da ist zum Beispiel der Arschloch-Frau-Artikel. Ein Artikel, den ich einmal für einen Mann geschrieben habe, der Rat gesucht hat. Paradoxerweise ist es der meistgelesene Artikel am Blog und mich erreichen regelmäßig Mails von Männern. Dann mag ich auch Themen, die mich unmittelbar betreffen. Da kann ich aus Erfahrung schreiben und Bewusstsein schaffen.
Mein Herzensartikel ist derjenige über mein Lebenskonzept als Singlefrau.
Dein schrägstes Blogerlebnis?
Ich habe mich in meinen Anfängen als Bloggerin zum ersten Mal mit einem Callboy getroffen. Mehr dazu gibt es in Kürze am Blog.
Woher nimmst du neue Ideen für Postings und Beiträge?
Mir fehlt eigentlich eher die Zeit, alles umzusetzen, als die Ideen. Ich lese sehr viel, vor allem auf Social Media und bekomme dadurch laufend Input. Vieles fällt mir aber auch spontan ein oder ergibt sich aus Situationen oder Gesprächen. Das schreibe ich dann alles auf. So habe ich mittlerweile eine Sammlung mit mehreren hundert Ideen für Beiträge.
Welche Social Media Kanäle sind für dich wichtig? Wie oft postest du da etwas? Wie wichtig sind für dich Reichweite, Likes, Follower?
Ich finde das Betreuen der Kanäle ist eher eine lästige Pflicht, denn ich schreibe viel lieber! Was ich schon mag, ist Insta – das geht schnell und ohne großen Aufwand und man erreicht viele Leute. Ich poste ein- bis zweimal die Woche, was natürlich zu wenig ist. Kritisch sehe ich die geschönten und künstlich hochgepushten Profile. Das befindet sich ja dann auch in rechtlichen Grauzonen. Da kriegen Influencer für ihre Reichweite bezahlt und dann sind 90 Prozent der Follower/innen gekaufte Bots. Was die Zahlen der Blogleser/innen betrifft, kann ich förmlich beim Wachsen zusehen, weil meine Texte vor allem über Google gut gefunden werden. Das ist mir erstens persönlich wichtig aber auch, weil ich mich mit meiner Agentur auf den SEO-Bereich spezialisiert habe. Nur was ich selbst gut kann, kann ich auch anderen beibringen.
Welche Trends sieht du im Onlinebereich? Was wird aus deiner Sicht in Zukunft stärker ein Thema werden?
Ganz allgemein: überhaupt online zu sein! Mich schreckt es sehr, dass viele Firmen noch gar nicht im Internet vertreten sind, oder wenn, der Auftritt ganz mies ist. Das kostet heute wirklich kein Vermögen mehr. Dann, und darauf habe ich oben schon angespielt: Authentizität wird immer wichtiger werden. Ich glaube, der Zenit ist bald erreicht und die User/innen werden übersättigt sein von den Lügen und Übertreibungen. Auch die Werbetreibenden werden schlauer werden oder sich besser beraten lassen und dahinter kommen, welche Kooperationen mit Blogger/innen sich wirklich lohnen.
Und das Wichtigste: guter, einzigartiger Content! Wer jetzt noch für Suchmaschinen statt für Leser/innen schreibt, hat etwas ganz Wesentliches nicht verstanden, obwohl eine SEO-Optimierung natürlich auch elementar ist.
Deine fünf ultimativen Tipps für alle, die selbst mit einem Blog starten wollen?
Ich habe nur einen Tipp: Fang einfach an! Ich selbst habe viel zu viel Zeit und Energie mit Tüfteln und dem Konzept verschwendet, ohne dass ich überhaupt ein einziges Wort für einen Artikel geschrieben hatte. Der Vorteil eines Blogs ist doch die Flexibilität!
Meiner Meinung nach reichen ein Name und eine grobe Idee, optimieren kann man im Laufe der Zeit. Für mehr Tipps kannst du dich natürlich gerne an mich wenden.
2 Comments
Hallo Anita,
Callboy Interview hört sich interessant an :-)
Gruß N. von https://callboys-oesterreich.at
Danke auch von uns.
Herzlichst R. von https://callboys-schweiz.ch