Was passiert, wenn man eine halbe Stunde vollkommen alleine auf einem Stein in der Bucht in Medulin sitzt und aufs Meer starrt? Ein Selbstversuch als Wellenfotojunkie.
Inhalt
Strandmomente in Medulin
Wenn man von der eigenen Haustür bis nach Medulin an den Strand nur knappe dreieinhalb Stunden mit dem Auto braucht, bleibt einem ein Stündchen Zeit für das süße Nichtstun. Kaum wird der Koffer im Zimmer abgestellt, zieht es mich magnetisch zum Meer. Schon als Kind liebte ich das Fangen spielen mit den Wellen, das Salz auf den Lippen und die stetige Bewegung des Wassers.
Eine eigene Bucht in Medulin
Jetzt sehe ich mich um – kein Mensch weit und breit. Der Weg entlang der Küste ist Ende April noch wie leer gefegt. Nur ab und zu schlendert ein Zweibeiner mit einem Vierbeiner vorbei, andere suchen sich wie ich ein einsames Plätzchen in „ihrer eigenen“ Bucht. Von denen gibt es hier viele. Genauso wie die Inseln, die zu sechst oder zu siebent schützend ums Land drapiert sind, zwischen denen ein altes Fischerboot umher brummt.
Bester Platz am Strand von Medulin
Ich habe mein Plätzchen gefunden. Statt über bunte Badetücher steige ich über angespültes Gras und kratzle über Steine, die in der Sonne gelb-gräulich schimmern wie Marmor. Der Wind streicht mir praktischerweise die Haare aus dem Gesicht, damit ich freie Sicht habe. Ich bewege mich bewusst nicht weg, sondern bleibe einfach sitzen, lasse die Bürokramgedanken von dannen ziehen und schalte in den Slow-Fotografie-Modus. Gedankendiät sozusagen.
Es dauert nicht lange und schon nehme ich jedes kleinste Detail wahr: Die Steine formieren sich zu spektakulären Figuren und Mustern, dazwischen liegen kleine Muscheln. Das Meer klatscht rhythmisch gegen den Felsen und hinterlässt majestätische Schaumkrönchen.
Zeit zum Schreiben – meditative Gedanken am Meer
Ein Kitesurfer kämpft mit seinem roten Segel gegen den Wind, während die Vögel noch rasch etwas Treibgut für den Nestbau stibitzen. In die Nase steigt nicht der fettige Geruch von 300 verschiedenen Sonnencremesorten, sondern eine feine Prise Salz. Die Sonnenstrahlen kämpfen sich durch die Wolken und das Wasser wechselt die Farbe von golden-transparent in erfrischend-marineblau.
Immer mehr Meer
Ich mutiere zum Wellen-Foto-Junkie. Wie eine Verrückte knipse ich eine Welle nach der anderen und finde jedes Foto toll. Viel zu schade zum löschen. Parallel dazu überlege ich, wenn ich meine Meerfotos zuhause zeigen könnte. Wahrscheinlich haben meine Lieben nach dem dritten Foto bereits genug gesehen.
Wellen, Meer, Strand, Steine. Vielleicht sollte ich etwas darüber schreiben? Über das Glücksgefühl eine Welle mit der Linse einzufangen, darüber wie schnell man am Meer zum Wasserspanner, Steinsammler, Sonnenuntergangsehnsuchtsblicker, Möwenstalker, Muscheljäger, Zeitverdränger, Fantasiegeschichtenerfinder, Naturbewunderer, Musengeküsster, Bojenbalanceierer, Ideennetzgeher – und Wellenfotojunkie wird.
Fotos: Anita Arneitz
Die Reise wurde unterstützt von ART/www.istra.com .
Comments are closed.