Joe, the waterman, öffnet die Tür zu seinem privaten Museum, in dem er seit 30 Jahren so ziemlich alles sammelt, was das Meer so anspült. Darunter auch einen Mammutzahn, der über 10.000 Jahre alt sein soll. Ein Besuch in Barrow, der nördlichsten Stadt der USA.
Nach Barrow verirren sich nur wenige Touristen. Die nördlichste Stadt der USA, 600 Kilometer jenseits des Polarkreises, hat außer rauer See und karger Arktis nicht viel zu bieten. Wer hier wohnt, ist entweder Inupiat, Forscher, Ölfeldarbeiter – oder ein wenig verrückt, wie Joe. Bei Minusgraden spaziert er bekleidet mit einem T-Shirt den Strand entlang und sammelt alles, was das Meer an Land spukt: einen 10.000 Jahre alten Mammutzahn, Coladosen, Treibgut, Knochen. Sein Wohnappartment quellt über und ist zu einem skurrilen Museum geworden. Mit 21 kam Joe von Seattle nach Barrow, um einmal Eisbären zu sehen. Dass er sein ganzes Leben bleiben wird, war nicht geplant. „Aber die Eisbären ließen mich nicht mehr los“, gesteht Joe. Er liebt sie und will unbedingt in ihrer Nähe sein. Selbst wenn das lebensgefährlich ist. Oft streifen sie in der Dämmerung auf der Suche nach Nahrung um sein Haus. „Eisbären rennen und schwimmen schneller als es ein Mann jemals könnte“, weiß Joe, „und der Bär wird immer gewinnen.“
Joe, the waterman museum
Sein Appartement wurde zum skurrilen Museum. Es gibt keine Öffnungszeiten, meistens ist Joe irgendwo in der Nähe. Eintritt verlangt er auch nicht, aber er freut sich über ehrliches Interesse und ein bisschen Trinkgeld. Zu finden in der Stevenson Street.
Hinkommen nach Barrow und übernachten
Barrow ist per Versorgungsschiff (lange Anreise, nicht empfehlenswert) oder Flugzeug erreichbar. Einmal am Tag gibt es einen Linienflug von Fairbanks, mit kurzem Stopp in Prudhoe Bay. Flugzeit etwas über zwei Stunden, Tickets ab 140 Dollar pro Strecke. Im Sommer wird einmal in der Woche eine Direktverbindung von Frankfurt nach Fairbanks angeboten. Seit dem Frühjahr 2014 verfügt Barrow damit über ein modernes Hotel mit 70 Zimmern. Die beiden anderen Unterkunftsmöglichkeiten im Ort sind weitaus bescheidender. Deshalb werden Hochzeiten, Kongresse und Meetings im Neubau abgehalten. Sogar ein österreichisches Pärchen hat sich unter Walknochen und Mitternachtssonne das Jawort gegeben. Frühstück, Kaffee und Käsekuchen oder Abendessen – das Nuggivikput Restaurant im Top of the World Hotel ist die erste Anlaufstelle für Einheimische und Touristen. Serviert wird amerikanische Küche, aufgepeppt mit traditionellen Inupiat-Speisen wie Karibusteak oder Rentierwürstel. Ebenfalls probierenswert: die Eskimo-Donuts oder das beliebte Eskimo-Eis aus Schnee, Beeren und Robbenöl. Zubereitet wird alles frisch, im Gegensatz zu anderen Restaurants, die auf Fertigprodukte und Fast Food setzen.
Fotos: Anita Arneitz & Matthias Eichinger
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