Zu teuer und verstrahlt. Blödsinn. Urlaub in Japan ist ganz anders als man denkt. Geschäfte machen übrigens auch. Ein kleiner Ausflug nach Fernost.
Manchmal braucht es nicht viel, um erfolgreich zu sein. Bestes Beispiel ist der umsatzstärkste Starbucks in Tokio. Alles was ihn von anderen unterscheidet ist ein langes Panoramafenster mit Barhockern, von denen aus man herrlich die Menschenströme auf der bekannten Kreuzung in Shibuya beobachten kann. Obwohl es in den Straßen wuselt, wird nie gedrängelt oder geschubst. Kriminalität gibt es nicht und damit das so bleibt, wird lautes Vogelgezwitscher zu jeder Tages- und Nachtzeit in die U-Bahn-Stationen eingespielt. Hightech an jeder Ecke. Smartphone-Kabel in allen Farben. Neue Wolkenkratzerviertel, die mit ihrer durchdachten Infrastruktur und Architektur Eindruck hinterlassen. Aber Japan kann auch anders: Riesige Gärten, wo sich am Sonntag Familien zum Picknick treffen. Tempel, wo junge Pärchen Wunschamulette kaufen. Alte Marktstände mit Gemüse, Obst, Algen und Fisch. Mitten in der Großstadt. Japan ist ein Paradies für Touristen, die alles erleben möchten: Großstadttrubel, Kultur, Ruhe in der einer traumhaft schönen Natur und Einheimische, die gerne helfen und sich wahnsinnig über Besuch aus Österreich freuen.
Chancen für österreichsche Betriebe
2020 werden in Tokio die olympischen Sommerspiele stattfinden, daher wird die Infrastruktur in der Stadt in der nächsten Jahren ordentlich auf Vordermann gebracht. Auch durch die Landflucht wachsen die Städte immer mehr – innovative Lösungen im Baubereich werden gesucht, zum Beispiel neue Materialien, Solar- und Windkraft, Biomasse, Kleinwasserwerke. Gleiches gilt für Sicherheit und Katastrophenschutz. Die Gefahr für Erdbeben, Vulkanausbrüche, Tsunamis, Hochwasser, Erdrutsche und Brände ist groß. Experten rechnen damit, dass der Fuji in den nächsten 70 Jahren ausbrechen wird, was große Auswirkungen auf Tokio haben könnte. Bereits jetzt wurden Einheimische per Flugzettel darüber informiert, wie sie vorsorgen und sich im Fall des Falles verhalten. Großes Interesse haben die Japaner an Holz- und Waldwirtschaft. Aber Achtung: Für Entscheidungen lassen sich Japaner lange Zeit, ein „Nein“ kommt ihnen selten über die Lippen, weil es als unhöflich gilt und auch an den übertriebenen Perfektionismus muss man sich als Österreicher erst gewöhnen. Wenn im Restaurant der Tisch für vier Leute gedeckt ist und es kommen fünf Gäste, entpuppt sich das Hinzufügen eines weiteren Stuhles als eine Herausforderung. Flexibilität ist keine Stärke des Servicepersonals, aber mit ein bisschen Geduld einigt man sich doch auf eine Lösung. Japanische Firmen haben eben eine vollkommen andere Unternehmenskultur. Nach wie vor steht in vielen Betrieben nicht die Maximierung des Gewinns, sondern das Wohl der Mitarbeiter im Vordergrund. Konzerne versuchen möglichst alles selbst abzudecken oder zu fertigen. Allerdings ändert sich das rasant aufgrund des steigenden Kostendrucks. Der Tourismus setzt weiterhin auf Japan – zum einen wurde das Land von Lonely Planet als eine der Trenddestinationen 2016 ernannt, zum anderen sind Japaner selbst sehr reisefreudig, verdienen gut und haben mehrere Wochen Urlaub im Jahr!
Feierabendbier ist Pflicht
Langsam wird es Abend. Die Manager hängen inzwischen ihre Sakkos im Restaurant auf und bestellen das erste Feierabendbier. Im leicht alkoholisierten Zustand fällt das Reden leichter, Geschäftspartner lernen sich besser kennen, zwischen Chef und Mitarbeitern scheint die soziale und hierarchische Rangordnung nicht mehr streng zu gelten. Zwischen 21 und 22 Uhr torkeln dann die ersten Anzugträger die Straße entlang. Businessfrauen sind inzwischen in High Heels und Kostümchen nach Hause gestöckelt. Die Wirtschaft ist noch fest in Männerhand und für das in manchen Betrieben schon fast traditionelle Feierabendbier gibt es sogar ein eigenes Wort: nomunication. Dieses setzt sich aus dem japanischen „nomu“ für Trinken und dem internationalen „communication“ für Kommunikation zusammen. Wer mit Japanern Geschäfte machen will, sollte trinkfest sein und sich viele hübsche Stempelmotive anfertigen lassen – das schafft Eindruck.
Linktipp für Unternehmer: AußenwirtschaftsCenter Tokio der Wirtschaftskammer
Wirtschaftsfakten Japan
- Bevölkerung: über 127 Millionen, davon leben rund neun Millionen direkt in Tokio
- Für 2015 erwartet Japan ein Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent, es ist die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt.
- Exporte in die EU (2013): 68,62 Mrd. Euro
- Wichtiges Exportmärkte: USA, China, EU, Südkorea, Taiwan
- Wichtigste Exportgüter: Autos und Maschinen
- Importe aus der EU (2013): 65,8 Euro
- Wichtigste Importländer: China, EU, USA, Australien, Saudi Arabien
- Wichtigste Importwaren: Erdöl, Erdgas, elektrische Maschinen
- Österreichische Exporte (2014): 1.331 Millionen Euro, vor allem Holz- und Holzwaren, Fahrzeuge und Maschinen. In den ersten sieben Monaten 2015 stiegen die österreichischen Exporte um 1,2 Prozent, es gibt noch Potenzial nach oben.
- Österreichische Importe (2014): 1.750 Millionen Euro, vor allem Autos, Maschinen, elektronische Geräte (Quelle: Außenwirtschaft Austria)
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Fotos: Anita Arneitz & Matthias Eichinger
Der Beitrag ist auch erschienen im Magazin Villach exclusiv.
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